Hazmat Modine: Musik aus dem Schmelztiegel
Die Band Hazmat Modine steht für das weltoffene New York. In Zürich stellt sie ihr neues Live-Album vor, das den Blues in bunte Gewänder kleidet.
Inhalt
Kulturtipp 13/2019
Letzte Aktualisierung:
19.06.2019
Frank von Niederhäusern
Das Label «Urmusik» kennt keine Heimat. Seit jeher haben Menschen weltweit gejodelt, in Hörner geblasen oder ihren Kummer in melodiösem Heulen entladen. Eine der kraftvollsten Urmusiken ist der Blues, weil er zeitlose und weit verstreute Weisen bündelt und weiterreicht. Vor knapp 20 Jahren haben sich in New York Musiker zu einer Band gefunden, die dieser Vermittlerrolle des Blues eine ori-ginelle Klangfärbung verpasst. Hazmat Modine greifen tief in di...
Das Label «Urmusik» kennt keine Heimat. Seit jeher haben Menschen weltweit gejodelt, in Hörner geblasen oder ihren Kummer in melodiösem Heulen entladen. Eine der kraftvollsten Urmusiken ist der Blues, weil er zeitlose und weit verstreute Weisen bündelt und weiterreicht. Vor knapp 20 Jahren haben sich in New York Musiker zu einer Band gefunden, die dieser Vermittlerrolle des Blues eine ori-ginelle Klangfärbung verpasst. Hazmat Modine greifen tief in die Folklorekiste der USA und durchsetzen Fundstücke mit Klangexotismen aus Afrika, Asien, Europa. Bandgründer und Mastermind Wade Schuman ist mit seiner näselnd-jaulenden Gesangsstimme und einer heiseren Mundharmonika für die US-Bodenhaftung zuständig.
Energiegeladene «gefährliche Heizbläser»
Zur Bandgründung 1998 suchte sich Wade Schuman im New Yorker Schmelztiegel Instrumentalisten verschiedener Couleur zusammen und fand Bläser von Sax bis Sousafon, Gitarristen mit Banjo-Flair, Geiger sowie Perkussionisten, die auch Xylofon spielen können. Diese «little big band» verstärkte sich je nach Song oder Programm mit den klassischen Streichern des Kronos Quartet, den Bläsern der Gangbé Band aus Benin oder den Obertonsängern von Huun-Huur-Tu aus dem nordostasiatischen Tuva.
Hazmat Modine ist ein Wortspiel, das frei übersetzt «gefährliche Heizbläser» bedeutet und Bezug nimmt auf die energiegeladenen Bläser, die gerne beim stampfenden Balkanbrass ausholen. Die Band liebäugelt auch mit Klezmer und Gypsyswing, mit Modern Jazz und 60ies-Rock.
Soeben ist «Box of Breath» erschienen. Ein Live-Album, denn Schumans Ensemble fährt dann zur Höchstform auf, wenn es im Austausch mit Publikum agiert. Die zwölf Album-Tracks wurden in Europa, Kanada und den USA aufgenommen, auch in Zürich. Sympathisch: Zwischenansagen und Applaus sind herausgeschnitten. Anders als auf früheren Alben dominieren Blues, Soul und Folk. Perkussionist Patrick Simard holt zuweilen karibische Rhythmen dazu, sein Marimbafon klingt – ebenso wie die Gitarren von Wade Schuman und Thor Jensen – auch mal westafrikanisch, Bläser Steve Elson greift vereinzelt zur armenischen Duduk-Flöte oder bringt mit seinem Tenorsax einen fetten Free-Touch ein. In Zürich treten Hazmat Modine in Septett-Formation an. Laut Veranstalter sollen sie aber 21 Instrumente im Gepäck haben.
Konzert
Mo, 10.6., 20.30
Moods Zürich
CD/LP
Hazmat Modine
Box of Breath
(Jaro 2019)