Hanspeter Bäni ist filmischer Autodidakt mit der Spezialität Videojournalismus. Wohl 95 Prozent seiner Filme, so schätzt er, hat er alleine gedreht: ein Mann, eine Kamera. Das reduzierte Equipment bedeutet aber keineswegs eine Einschränkung. Im Gegenteil: «So kommst du nahe an die Menschen heran.» An Menschen, denen Hanspeter Bäni als Filmer mit Respekt und Vertrauen begegnet, um authentische Porträts zu schaffen.
Es dürfte biografische Gründe haben, dass er «viele Geschichten über einfache Leute» erzählte. Hanspeter Bäni ist in einem Arbeitermilieu in einer reichen Zürichseegemeinde aufgewachsen. Nach technisch-handwerklichen Berufsausbildungen hat er die Matura nachgeholt, ohne aber je zu studieren. Ab 1990 arbeitete er bei privaten Radio- und TV-Sendern, 2000 landete er beim Schweizer Fernsehen. Von der «Rundschau» wechselte er schliesslich in die Abteilung «Dokumentarfilme und Reportagen» mit den Formaten «Dok» und «Reporter». Ausser in Australien drehte er auf allen Kontinenten. Und heute, am Ende seiner Laufbahn bei SRF, blickt er auf 80 Filme zurück.
Ein Credo von Hanspeter Bäni lautet: «Ich wollte Geschichten nicht über ein Thema wählen, sondern den Zugang über den Menschen finden.» So ergab sich das jeweilige Thema. «Ich bin nie mit dem Kopf an Geschichten herangegangen, immer mit dem Bauch.» Das Bauchgefühl habe ihn dabei nie getäuscht.
Der Zufall führte ihn zum letzten SRF-Projekt
Das Schicksal meinte es gut: «Ich hatte einfach immer total Glück.» Er spricht von «Fügung», wenn er beim Filmen «im richtigen Moment am richtigen Ort» war.
Gerade seine letzte Arbeit für SRF zeigt, wie Hanspeter Bäni drangeblieben ist an einem Stoff, über Jahre, ja Jahrzehnte bei sogenannten Langzeitbeobachtungen. Das hatte unter anderem zur Folge, dass er an acht, neun Projekten gleichzeitig arbeitete. Im Fall von «Schicksal einer Bergbauernfamilie» hat er die Familie Epp im Urner Maderanertal ganze 20 Jahre lang begleitet. Ein Zufall stand am Anfang: Hanspeter Bäni sah beim Wandern einen Bauern am steilen Hang von Hand mähen. Es war Vater Epp und der Start zu einer langen filmischen Begegnung. Bäni bezeichnet seine Abschlussarbeit als «eigentliches Gotthelf’sches Drama», nur eben aus dem richtigen Leben.
Was kommt noch, wenn der Filmemacher im November pensioniert wird? Es geht filmisch weiter, konkret in Planung befindet sich ein Kinofilmprojekt über zwei Frischpensionierte. Einer davon ist Bäni selber. Und Zeit wird er vermehrt haben für das – natürlich autodidaktisch erlernte – Malen. Bis zu 800 Stunden arbeitet er zuweilen an einem Bild. Stilistisch ist seine Kunst dem Fotorealismus verpflichtet, keinem reinen allerdings: Da schwingt stets etwas Mystisch-Spirituelles mit in diesen Bildern.
Film
Schicksal einer Bergbauernfamilie
Regie: Hanspeter Bäni, 95 Minuten
Do, 21.10., 20.05 SRF 1
Hanspeter BänisKulturtipps
Buch
Sadhguru: Die Weisheit eines Yogi (O.W. Barth 2017)
«Überzeugt durch seine Klarheit und ermöglicht eine Transformation zu wahrer Lebensfreude, fernab der Religionen.»
CD
Lee Ritenour: Dreamcatcher (Mascot 2020)
«Der bekannte Jazzmusiker mit seinem ersten Album, auf dem nur seine Sologitarre mit dem unverwechselbaren Klang zu hören ist.»
Film
Louie Psihoyos: The Game Changers (USA 2018, Netflix/Amazon Prime Video)
«Wer schon lange daran denkt, kein Fleisch mehr zu essen, wird im Film mit Argumenten überzeugend eingedeckt.»