Als 1969 die Mondlandung live am Fernseher übertragen wurde, schlief Guido Schwarz. Er war vier Jahre alt und teilte das Zimmer mit seinen zwei älteren Brüdern – die Eltern hatten nur sie ins Wohnzimmer geholt, um dem Jahrhundertereignis beizuwohnen. Es ist eine amüsante Anekdote. Denn heute dreht sich Guido Schwarz’ halbes Leben um die Raumfahrt: Der Ex-Journalist und heutige Kommunikationsfachmann ist Gründer des Swiss Space Museums.
Ein Teil seines Schatzes lagert im Untergeschoss eines nüchternen Gewerbebaus nahe Regensdorf. Dort zündet Schwarz an einem Nachmittag in einem Lagerraum das Licht an. Kurz flackern die Neonröhren an der Decke, geben dann den Blick frei: Im Kellerabteil von sechs auf 13 Meter liegen dreckig-weisse, kantige Objekte – Teile von russischen Sojus-Raketen. An eine Wand gelehnt steht ein gerahmtes Foto, das die Erde vom Mond aus zeigt. Der Rest des Raumes ist mit Holzkisten verstellt.
Auf einigen von ihnen warnen rote Buchstaben: «Fragile». In diesen Kisten lagert die Replika des Apollo-Mondfährencockpits. Das Stück war in den 80ern für eine TV-Serie gebaut worden, Schwarz erstand es 2011. «Da war klar: Das Cockpit ist zu gross für eine reine Privatsammlung. Wenn ich das kaufe, muss ich das Ziel eines Museums verfolgen.»
Über 2000 Objekte in 20 Jahren
Die verpasste Mondlandung hat Schwarz nicht davon abgehalten, eine Begeisterung für die Raumfahrt zu entwickeln. Den ersten Space-Shuttle-Start verfolgte er als Jugendlicher am Fernsehen. Später ersteigerte er das erste Stück seiner Sammlung: eine originale «Remove Before Flight»-Marke einer Apollo-Mission. Seither hat er in über 20 Jahren gut 2000 Objekte zusammengetragen. Stücke aus seiner Sammlung sind zurzeit in der Ausstellung «Fly me to the moon» im Kunsthaus Zürich zu sehen. Und er selber wird im Mai an der «Fantasy Basel» erstmals seine Wanderausstellung zeigen. Diese führt Besucher in acht Stationen in das Thema Weltraum ein. Von Science-Fiction als Impulsgeber über Mondlandung zu künftigen Marsmissionen und der Erforschung von Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems. «Ich möchte vor allem zeigen, dass auch die Schweiz an Raumfahrt und -forschung beteiligt ist», sagt Schwarz. Und verweist gleich auf eine Reihe von Objekten in seinem Lager: Leere Alukisten, klobige Vakuumbehältnisse und Prototypen erzählen von Geräten, die an der Universität Bern entwickelt und mit Raumsonden ins All geschickt wurden.
Ein physisches Swiss Space Museum existiert noch nicht. Doch Schwarz träumt nach wie vor davon. Schliesslich war auch die bemannte Raumfahrt lange Zeit nur ein Traum.
Fly me to the moon.
50 Jahre Mondlandung
Bis So, 30.6. Kunsthaus Zürich
Liftoff to Space. Roadshow des Swiss Space Museums
Fr., 3.5.–So, 5.5. Messe Basel
Guido Schwarz’ Kulturtipps
Buch
J.L. Pickering, John Bisney: Picturing Apollo 11: Rare Views and Undiscovered Moments (University Press of Florida 2019)
«Apollo 11 definierte eine Ära. Dieses Buch präsentiert eine Fülle von erst kürzlich entdeckten Bildern jener Menschen, die an der ersten Mondlandung beteiligt waren.»
Film
Ron Howard: Apollo 13 (USA 1995)
«Der Kinofilm mit Tom Hanks nimmt mit auf eine packende Reise zum Mond. Die Geschichte der drei Astronauten ist realitätsnah dargestellt.»
Musik
Public Service Broadcasting: The Race for Space (Test Card Recordings 2015)
«Space is back! Die CD zeigt: Der Wettlauf ins All begeistert auch heutige Generationen.»