Gubler in einem neuen Licht
Das Kunstmuseum Bern erinnert an den Zürcher Maler Max Gubler. Er war zu Lebzeiten einer der Grossen in der Szene und vertrat die Schweiz in Venedig. Heute ist sein Werk neu zu entdecken.
Inhalt
Kulturtipp 06/2015
Rolf Hürzeler
Der Künstler, seine Frau, eine Katze: Der Betrachter spürt eine bedrückte Stimmung in dieser kleinen Gemeinschaft. Die dunklen Farben zeugen von wenig Lebensfreude, der Gesichtsausdruck des Paars ist stark, aber seltsam nachdenklich. Der Künstler Max Gubler erzählt mit diesem Werk eine Beziehungsgeschichte der heiklen Art.
Das «Doppelbildnis mit Katze», um das Jahr 1952 erstellt, ist demnächst im Berner Kunstmuseum zu sehen. Das Haus zeigt u...
Der Künstler, seine Frau, eine Katze: Der Betrachter spürt eine bedrückte Stimmung in dieser kleinen Gemeinschaft. Die dunklen Farben zeugen von wenig Lebensfreude, der Gesichtsausdruck des Paars ist stark, aber seltsam nachdenklich. Der Künstler Max Gubler erzählt mit diesem Werk eine Beziehungsgeschichte der heiklen Art.
Das «Doppelbildnis mit Katze», um das Jahr 1952 erstellt, ist demnächst im Berner Kunstmuseum zu sehen. Das Haus zeigt unter dem Titel «Ein Lebenswerk» eine grosse Ausstellung mit den Werken von Max Gubler (1898–1973). Die Retrospektive legt den Schwerpunkt auf die letzten vier Schaffensjahre des Künstlers mit Bildern, die lange unter Verschluss gehalten waren.
Gubler fühlte sich als Halbwüchsiger zum Künstler berufen, und er fand zu Hause Verständnis dafür. Er fühlt sich Schweizer Malern wie Ferdinand Hodler, Giovanni Giacometti oder Cuno Amiet verwandt und war von einem künstlerischen Berufswunsch besessen. Zwar schickten ihn die Eltern auf das Küsnachter Lehrerseminar, aber der Halbwüchsige verliess es frühzeitig, um sich der Malerei zu widmen. Noch vor dem Krieg kann er sich als einer der führenden figürlichen Maler etablieren.
Gubler erhält bedeutsame Aufträge etwa für die Schweizerische Landesausstellung 1939. Und er findet die Aufmerksamkeit von Museen.
Nach dem Krieg nutzt Gubler die neue Freiheit zu ausgedehnten Reisen. Doch auf der Höhe seines Erfolgs in den 50er-Jahren erkrankt er seelisch. Trotz der öffentlichen Anerkennung folgen zahlreiche Klinikaufenthalte; Gubler stirbt im Zürcher Burghölzli. Nachdem ein Teil seiner Werke bis vor kurzem in Schaffhausen zu sehen war, präsentiert Bern nun diese beachtliche Retrospektive mit rund 100 Werken. Gublers psychische Erkrankung soll sein Werk geprägt haben, lautet eine gängige Interpretation. Das Berner Kunstmuseum will nun sein Werk in einem neuen Licht zeigen, nämlich als eine Auseinandersetzung mit dem damaligen Zeitgeist.
«Max Gubler. Ein Lebenswerk»
Fr, 13.3.–So, 2.8. Kunstmuseum Bern