Am Anfang herrscht Funkstille. Bei einem Besuch des «Hör-Parcours» im Basler Museum Tinguely ist aus den Übertragungsgeräten kein Ton zu vernehmen. Geduldig lässt sich Moderator Bernard Senn vom Personal vertrösten, bis technische Hilfe im Anmarsch ist. Wie immer in solchen Fällen ist der Tücke der Technik zuerst nicht beizukommen: Erst nach etlichem Hin und Her öffnet sich die versprochene Klangwelt in der Schau «Radiophonic Spaces».
Gut so, denn Bernard Senn wird am ersten Sonntag im Dezember aus ebendiesem Museum den «Hörpunkt» von Schweizer Radio SRF 2 Kultur moderieren. Da wird sich das Medium selbst thematisieren. «Leidenschaft & Notwendigkeit – Radiogeschichten aus aller Welt» lautet der Titel der Sendung. Sie zeigt, wie unterschiedlich Radio heute rund um den Globus genutzt wird. «Das Medium erlebt ein Revival», sagt Bernard Senn. Deshalb nahm er mit der «Hörpunkt»-Redaktion die Ausstellung zum Anlass, darüber zu berichten.
Senn steht zwischen 13 Sendeantennen im grossen Saal des Museums. Diese Installation ist schlicht, wirkt mit den schmalen und scheinbar einfachen Objekten elegant. Ganz im Gegensatz zur grandios-mächtigen Maschine des Meisters Jean Tinguely im Hintergrund im gleichen Raum: «Grosse Méta-Maxi-Maxi-Utopia» lautet der Titel des Kunstwerks, das exakt so aussieht, wie es heisst. Ein imposantes Gewirr von raffinierter Mechanik, die einen aparten Gegensatz zu den filigranen Sendeantennen bildet. Diese übertragen Produktionen von 100 Jahren Radiogeschichte, schier unendlich viele Tonabfolgen aus den Bereichen Kunst und Radio: 200 Stunden als Auswahl von 9000 Produktionen, die Mitarbeiter der Bauhaus-Universität in Weimar gesammelt haben. Mit Kopfhörern und speziell programmierten Smartphones bewegen sich die Besucher im Museumsraum. Sie aktivieren mit ihren Bewegungen wie «menschliche Sendersuchnadeln» akustische Produktionen von Künstlern – vom französischen Regisseur Antonin Artaud, dem Experimentalmusiker John Cage bis hin zur deutschen Musikerin Michaela Mélian und zum Theatermann Milo Rau. Die Installation wurde mit dem Künstler, Architekten und Musiker Cevdet Erek gestaltet.
Erlebnisreiche Reise durch «Hörlandschaften»
In der Fülle des Angebots gilt es für den Besucher, Perlen zu entdecken: Zum Beispiel die Produktion «Singing Yesterday’s News Again» von Natascha Sadr Haghighian und Nicholas Bussmann. Wunderschöne Stimmen erzählen etwa von Wahlen in Frankreich. Nur einzelne Stichworte sind erkennbar, wie «Election Marathon». Die Melodie raubt den Worten ihren Sinn.
Bernhard Senn liebt neue experimentelle Radioformen. Das Medium befinde sich in einem Umbruch, sagt er: «Die Auswahl an Hörstücken ist heute grösser denn je.» Denn die Produktion sei mit der Digitalisierung wesentlich günstiger geworden. «Heute kann jeder Radio machen, wenn er denn will», sagt Senn. Er konstatiert eine «Goldgräberstimmung» beim Radio, weil viele Inspirierte sich auf radiophone Experimente einlassen und neue Hörformen suchen. Wie im Museum Tinguely. Senn ist selbst bei Radio SRF als Ausbildner tätig und kann daher die aktuelle Entwicklung des Mediums hautnah verfolgen.
Mit Podcasts nahe beim Publikum
Für SRF ist «Radio» zu einem Sammelbegriff geworden, wie es in einem Pressetext heisst. Es stehe für die Weiterentwicklung des Mediums in unterschiedliche Richtungen – als traditionelles Radio, Podcast oder Livestream: «Allen Ausprägungen gemeinsam ist die Magie, die nach wie vor mit dem Hören verbunden ist.»
Kommt hinzu, dass Radiohören heute weder zeit- noch ortsgebunden ist. «Mit den Podcasts bestimmen die Nutzer nun selbst, was sie wann hören wollen», sagt Senn. Dank der mobilen Telefonie können sie stets Produktionen wählen, die gerade ihrer momentanen Stimmung entsprechen. «Wir rennen mit den Podcasts dem Publikum nach», bilanziert Bernard Senn, «der Wettbewerb ist extrem brutal.» Denn wenn einem Hörer ein Stück nicht passt, ist er blitzschnell weg.
Senn ist in Basel aufgewachsen, wo er heute mit seiner Familie lebt. Nach der Schule zog er nach Berlin und studierte dort Germanistik sowie vergleichende Religionswissenschaft. Diese Ausbildung führte ihn zum Ostdeutschen Rundfunk, wo er religiöse Sendungen verfasste: «Mein erster Beitrag ging der Frage nach, ob ein Buch von Papst Johannes Paul II. unfehlbar sein muss.» Später kehrte er in die Schweiz zurück. Heute betreut er bei SRF 2 Kultur nebst dem «Hörpunkt» Sendungen wie «Passagen» oder «Kontext». Während zehn Jahren war Senn auch für die «Sternstunden» von Fernsehen SRF tätig.
Am Anfang herrscht Funkstille. Bei einem Besuch des «Hör-Parcours» im Basler Museum Tinguely ist aus den Übertragungsgeräten kein Ton zu vernehmen. Geduldig lässt sich Moderator Bernard Senn vom Personal vertrösten, bis technische Hilfe im Anmarsch ist. Wie immer in solchen Fällen ist der Tücke der Technik zuerst nicht beizukommen: Erst nach etlichem Hin und Her öffnet sich die versprochene Klangwelt in der Schau «Radiophonic Spaces».
Gut so, denn Bernard Senn wird am ersten Sonntag im Dezember aus ebendiesem Museum den «Hörpunkt» von Schweizer Radio SRF 2 Kultur moderieren. Da wird sich das Medium selbst thematisieren. «Leidenschaft & Notwendigkeit – Radiogeschichten aus aller Welt» lautet der Titel der Sendung. Sie zeigt, wie unterschiedlich Radio heute rund um den Globus genutzt wird. «Das Medium erlebt ein Revival», sagt Bernard Senn. Deshalb nahm er mit der «Hörpunkt»-Redaktion die Ausstellung zum Anlass, darüber zu berichten.
Senn steht zwischen 13 Sendeantennen im grossen Saal des Museums. Diese Installation ist schlicht, wirkt mit den schmalen und scheinbar einfachen Objekten elegant. Ganz im Gegensatz zur grandios-mächtigen Maschine des Meisters Jean Tinguely im Hintergrund im gleichen Raum: «Grosse Méta-Maxi-Maxi-Utopia» lautet der Titel des Kunstwerks, das exakt so aussieht, wie es heisst. Ein imposantes Gewirr von raffinierter Mechanik, die einen aparten Gegensatz zu den filigranen Sendeantennen bildet. Diese übertragen Produktionen von 100 Jahren Radiogeschichte, schier unendlich viele Tonabfolgen aus den Bereichen Kunst und Radio: 200 Stunden als Auswahl von 9000 Produktionen, die Mitarbeiter der Bauhaus-Universität in Weimar gesammelt haben. Mit Kopfhörern und speziell programmierten Smartphones bewegen sich die Besucher im Museumsraum. Sie aktivieren mit ihren Bewegungen wie «menschliche Sendersuchnadeln» akustische Produktionen von Künstlern – vom französischen Regisseur Antonin Artaud, dem Experimentalmusiker John Cage bis hin zur deutschen Musikerin Michaela Mélian und zum Theatermann Milo Rau. Die Installation wurde mit dem Künstler, Architekten und Musiker Cevdet Erek gestaltet.
Erlebnisreiche Reise durch «Hörlandschaften»
In der Fülle des Angebots gilt es für den Besucher, Perlen zu entdecken: Zum Beispiel die Produktion «Singing Yesterday’s News Again» von Natascha Sadr Haghighian und Nicholas Bussmann. Wunderschöne Stimmen erzählen etwa von Wahlen in Frankreich. Nur einzelne Stichworte sind erkennbar, wie «Election Marathon». Die Melodie raubt den Worten ihren Sinn.
Bernhard Senn liebt neue experimentelle Radioformen. Das Medium befinde sich in einem Umbruch, sagt er: «Die Auswahl an Hörstücken ist heute grösser denn je.» Denn die Produktion sei mit der Digitalisierung wesentlich günstiger geworden. «Heute kann jeder Radio machen, wenn er denn will», sagt Senn. Er konstatiert eine «Goldgräberstimmung» beim Radio, weil viele Inspirierte sich auf radiophone Experimente einlassen und neue Hörformen suchen. Wie im Museum Tinguely. Senn ist selbst bei Radio SRF als Ausbildner tätig und kann daher die aktuelle Entwicklung des Mediums hautnah verfolgen.
Mit Podcasts nahe beim Publikum
Für SRF ist «Radio» zu einem Sammelbegriff geworden, wie es in einem Pressetext heisst. Es stehe für die Weiterentwicklung des Mediums in unterschiedliche Richtungen – als traditionelles Radio, Podcast oder Livestream: «Allen Ausprägungen gemeinsam ist die Magie, die nach wie vor mit dem Hören verbunden ist.»
Kommt hinzu, dass Radiohören heute weder zeit- noch ortsgebunden ist. «Mit den Podcasts bestimmen die Nutzer nun selbst, was sie wann hören wollen», sagt Senn. Dank der mobilen Telefonie können sie stets Produktionen wählen, die gerade ihrer momentanen Stimmung entsprechen. «Wir rennen mit den Podcasts dem Publikum nach», bilanziert Bernard Senn, «der Wettbewerb ist extrem brutal.» Denn wenn einem Hörer ein Stück nicht passt, ist er blitzschnell weg.
Senn ist in Basel aufgewachsen, wo er heute mit seiner Familie lebt. Nach der Schule zog er nach Berlin und studierte dort Germanistik sowie vergleichende Religionswissenschaft. Diese Ausbildung führte ihn zum Ostdeutschen Rundfunk, wo er religiöse Sendungen verfasste: «Mein erster Beitrag ging der Frage nach, ob ein Buch von Papst Johannes Paul II. unfehlbar sein muss.» Später kehrte er in die Schweiz zurück. Heute betreut er bei SRF 2 Kultur nebst dem «Hörpunkt» Sendungen wie «Passagen» oder «Kontext». Während zehn Jahren war Senn auch für die «Sternstunden» von Fernsehen SRF tätig.
Radio
«Hörpunkt»-Tag:
Radiogeschichten aus aller Welt
So, 2.12., 11.00/17.00
Radio SRF 2 Kultur
Podcasts zum «Hörpunkt»
www.srf.ch/sendungen/hoerpunkt
Ausstellung
Radiophonic Spaces
Bis So, 27.1.
Museum Tinguely Basel