Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dauerte es Monate, bis eine Expeditions-Nachricht aus dem Himalaya den Westen erreichte. Vor dem Eingang ins Alpine Museum Bern informiert heute ein Newsticker die Besucher über die aktuellsten Erlebnisse der Extrembergsportler. In der Ausstellung «Himalaya Report. Bergsteigen im Medienzeitalter» blicken sechs Männer den Besuchern in Bergsteigermontur entgegen. Unter ihnen ist Jules Jacot Guillarmod, Bergsteiger, Fotograf und Arzt aus Neuenburg. Er unternahm 1902 mit seinem Team eine Expedition in den Himalaya. Seine Erlebnisse hielt er bildlich und schriftlich fest.
Eindrückliche Bilder
Wie prägend diese Expedition gewesen sein muss, zeigen zwei filmische Fotomontagen. Eindrückliche Bilder, packende Zitate und prägende Geräusche erwecken die Reise der Bergsteiger zum Leben: «Nach sechs Monaten Reise entscheiden wir uns, umzukehren. Unsere Energie ist aufgebraucht. Begeisterung und Lebenskraft fehlen uns. Die schlechte Laune zermürbt auch die stärksten Personen. Und das Klima ist fast nicht auszuhalten.»
Der Neuenburger verewigte seine Erlebnisse in einem Buch sowie als Zeitungsserie und hielt Vorträge. Guillarmod war ein gefragter Redner, zog ein grosses Publikum an und beeinflusste die Zukunft der Bergsteiger damit wesentlich.
Die Ausstellung zeigt, wie das Hochgebirge 1934 dank Sponsorengeldern den Weg in die Kinos fand. Einer der ersten Bergsteigerfilme mit dem Titel «Der Dämon des Himalaya» von Günter O. Dyhrenfurth ist eine Mischung aus Dokumentarfilm und Fiktion. Er wurde von Schweizer Bergsteigern und Profischauspielern produziert.
Zwei Jahrzehnte später ging der im Alpinen Museum originell dargestellte Kampf um die Erstbesteigung der 8000er los. Wegen schlechten Wetters und defekter Sauerstoffgeräte waren die Schweizer damals nicht die Ersten auf dem Gipfel des Mount Everest. Als es Schweizer 1956 dann doch noch schafften, wurden sie wie Helden gefeiert. Die nationale Euphorie ist mit aufgezeichneten Interviews, unzähligen Zeitungsartikeln und ausgestellten Ehrengaben dokumentiert.
Die neue Generation
Auch Reinhold Messner kommt zu Wort: «Ich glaube, dass nach und nach alle 8000er zu Touristenzielen werden.» Er war der Vorläufer der aktuellen Bergsteigergeneration, die sich in einem zunehmend kommerzialisierten Umfeld bewegt. Mit seinen über 50 verfassten Büchern, unzähligen Vorträgen und Filmen hat er seinen Namen als Marke verankert.
Ueli Steck, Stephan Siegrist sowie die Österreicher Gerlinde Kaltenbrunner und David Lama gehören zur aktuellen Bergsteigergeneration. Sie berichten in Kurzfilmen über ihre Erfahrungen mit den Medien und die Kommerzialisierung ihres Berufs. Obwohl alle vier zunehmend im medialen Mittelpunkt stehen, möchten sie angeblich nur ihre Träume leben – und nicht für die Öffentlichkeit klettern, wie sie sagen. Doch sie sind auf öffentliche Aufmerksamkeit angewiesen, um ihre Expeditionen zu finanzieren. Anders als bei Guillarmod sind Sponsorengelder, Vorträge oder die Bergführerarbeit eine Notwendigkeit. Die heutigen Bergsteiger sind zu Markenprodukten geworden. Ueli Steck sagt dennoch: «Die schönsten Erlebnisse als Bergsteiger sind die, die nicht fotografiert wurden.»
Himalaya Report.
Bergsteigen im Medienzeitalter
Bis So, 26.7.
Alpines Museum Bern
www.alpinesmuseum.ch