Gilberto Gil: Wagemutiger Klangbotschafter
Gilberto Gil erforscht die Wurzeln von Brasiliens Musik und mischt sie mit Rock oder Reggae. Und er zeigt sich unermüdlich auch mit 75.
Inhalt
Kulturtipp 14/2017
Letzte Aktualisierung:
27.06.2017
Frank von Niederhäusern
Seine Pionierleistung gelang ihm schon mit Mitte 20: Als sich die Popmusik in den 60ern in alle Welt ausbreitete, griff Gilberto Gil nach elektrischen Instrumenten und packte wagemutig arrangierte Riffs in die traditionelle Musik Brasiliens. Die Reaktion der damaligen Diktatur blieb nicht aus: Sie steckte den «unpatriotischen Aufwiegler» kurzerhand ins Gefängnis und schickte ihn später ins Exil. Musikfans im In- und Ausland aber feierten die neue Musik als Tropicalismo u...
Seine Pionierleistung gelang ihm schon mit Mitte 20: Als sich die Popmusik in den 60ern in alle Welt ausbreitete, griff Gilberto Gil nach elektrischen Instrumenten und packte wagemutig arrangierte Riffs in die traditionelle Musik Brasiliens. Die Reaktion der damaligen Diktatur blieb nicht aus: Sie steckte den «unpatriotischen Aufwiegler» kurzerhand ins Gefängnis und schickte ihn später ins Exil. Musikfans im In- und Ausland aber feierten die neue Musik als Tropicalismo und sahen in Gil und seinem Mitstreiter Gaetano Veloso die neuen Stars der brasilianischen Musik. Gilberto Gil war es damals wie später nie darum gegangen, Brasiliens Musikkultur zu zerstören. Im Gegenteil: Auch als Kulturminister in der Regierung Lula da Silvas (2003–2008) setzte sich Gil für die Urbevölkerung ein. Im Dokfilm «Viramundo» (2013) sagte er aber, man müsse seine Identität täglich neu finden.
Als Musiker tat und tut dies Gil mit unaufhörlicher Neugierde, indem er Gegensätzliches zusammenführt. Damals in den 60ern waren es Bossa Nova und Rock, später auf dem Album «Kaya N’Gan Daya» (2002) frönte er dem Reggae. Gils Version von Bob Marleys Heuler «No Woman No Cry» namens «Não chore mais» gilt in Brasilien bis heute als oft gesungener Klassiker.
Radio SRF 2 Kultur ehrt Gilberto Gil zu seinem 75. Geburtstag am 26. Juni mit einer «Jazz Collection». Jodok Hess unterhält sich mit dem brasilianischen Saxofonisten Rodrigo Botter Maio, der seit langem in Zürich lebt und die hiesige Jazz- und Worldszene aktiv mitgestaltet.
Radio
Di, 27.6., 21.00 «Jazz Collection» SRF 2 Kultur
CD
Gilberto Gil
Kaya N’Gan Daya (Warner 2002).