Das Jahr 1798 war blutig. Napoleons Truppen machten der alten Eidgenosschaft in mehreren Scharmützeln endgültig den Garaus. Die katholischen Nidwaldner leisteten zwar unter der Ägide einer fanatisierten Geistlichkeit erbitterten Widerstand, der angesichts der französischen Übermacht jedoch selbstmörderisch war. Diese Ereignisse sollten das Leben des aufklärerischen Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi mitbestimmen, der in Stans ein Waisenhaus führte. Der Schriftsteller Lukas Hartmann hatte mit seinem historischen Roman «Pestalozzis Berg» ein feinfühliges Porträt dieser Schweizer Persönlichkeit geschaffen, die an einer Schnittstelle der Geschichte überfordert war.

Gegen Ende jenes Jahres eröffnete der für damalige Verhältnisse revolutionäre Pädagoge Pestalozzi ein Waisenhaus in Stans; er holte die Kinder förmlich von der Strasse weg. Er wollte ihnen eine Bildung vermitteln, die ihnen später ein eigenständiges Leben erlauben sollte. Doch Pestalozzi scheiterte an seinen eigenen Idealen, und er überwarf sich schnell mit den Behörden sowie den Eltern seiner Zöglinge. Sein Heim wurde geräumt, weil es als Militärlazarett Dienst tun sollte – und die Behörden gleichzeitig einen fortschrittlichen Störenfried aus dem Weg schaffen konnten.

Lukas Hartmann
«Pestalozzis Berg»
194 Seiten 
Erstausgabe: 1978
Heute erhältlich bei Diogenes.