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Richtig warm wurden sie nie miteinander. Und doch waren sich Charlie Chaplin und Winston Churchill ein halbes Leben lang wichtige Freunde. Ihre erste Begegnung ist Zufall: An einer Party 1927 im kalifornischen Santa Monica langweilt sich der berühmte Stummfilmkomiker dermassen, dass er die Einladung des ihm unbekannten englischen Politikers zu einem Strandspaziergang annimmt. Nach mehrstündigem Gespräch schliessen Chaplin und Churchill einen Bund fürs Leben. Die beiden grundverschiedenen Charaktere paktieren gegen einen gemeinsamen Feind: die Depression, die sie den «Schwarzen Hund» nennen.
Bei ihren unregelmässigen Treffen berichten sie in den folgenden Jahrzehnten von Methoden, die Bestie zu bekämpfen oder – besser noch – ihr zu entkommen. Nicht selten erheitern sie sich ob gewisser Therapieformen und stecken die Lesenden damit an.
Der Vorarlberger Lyriker und Romancier Michael Köhlmeier schafft es, das lähmende Thema Depression federleicht zu beschreiben. Dies natürlich dank seiner Protagonisten, die – jeder auf seine Art – das Leben in vollen Zügen geniessen. Köhlmeier verstrickt die Biografien der beiden Jahrhundertgestalten, erzählt über weite Strecken aber auch monografisch. Chaplin und Churchill erscheinen den Lesern in neuem Licht; Köhlmeier scheint intensive Recherchen angestellt zu haben.
Unverständlich, dass er sein Buch als Roman bezeichnet. Es ist eine interessante, stellenweise überladene Doppelbiografie in poetischem Kleid. Als Film würde man von Dokufiction sprechen.
Michael Köhlmeier
«Zwei Herren am Strand»
254 Seiten
(Hanser 2014).
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