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Die deutsche Lyrikerin Marion Poschmann hat in ihrem Band «Lehrgedichte und Elegien» versammelt – unter dem Titel «Geliehene Landschaften». Darunter ist ein traditionelles Stilelement der ostasiatischen Gartenkunst zu verstehen, das über den eigentlichen Gegenstand hinausweist – zu einem markanten Punkt in der Landschaft wie einem Berg oder einem Fluss. Die 47-jährige Lyrikerin erweitert das Thema zum künstlichen, ja privaten Gebilde, etwa einer Wohnzimmer-Landschaft:
Phantomsteine
Du sitzt im Sessel, steif, als wärst du etwas Eingeschneites.
Die anderen sind dabei und klatschen Beifall,
egal was wir tun, sie sind immer dabei.
Was mich betrifft, ich sah lange gut aus,
überall fand man Sofaecken vor, in denen ich zufällig
sass, ein brandneuer Fels.
Aber wie ein Regen, der sich am Horizont andeutet,
der aufzieht und uns einholt,
bahnt sich jedesmal eine Erleichterung an,
breitbeinig und im Stil von Hüpfkästchen, den
heraufordernden Kreidestrichen auf vergangenen
Bürgersteigen.
Die Gedankenketten verdeutlichen, dass hier kein Reim, kein allzu strenges Versmass passt. Erlittenes, Alltägliches und Aktuelles spülen hoch – zuweilen auch Gefühle, deren man sich erst erinnert, wenn man in Poschmanns Zeilen liest.
Die in Berlin lebende, preisgekrönte Lyrikerin hat Gedichtbände sowie Romane veröffentlicht. Diesen Frühling stand sie auf der Nominiertenliste für den Leipziger Buchpreis 2016.
Marion Poschmann
«Geliehene Landschaften – Lehrgedichte und Elegien»
118 Seiten
(mit Anmerkungen)
(Suhrkamp 2016).
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