Die Laute, Lustige, die den anderen das Happy End erschwert: Für diese Rolle wird die Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin Gabriela Ryffel oft engagiert. So auch in der Komödie «Die Rache der Fledermaus» frei nach Johann Strauss, für die sie mit dem Kabarettduo Geschwister Pfister und Schauspieler Stefan Kurt in Berlin probt: Sie spielt das Stubenmädchen Adele, das ein Cocktailkleid klaut, um an einer Party teilzunehmen. Adele gibt sich als Schauspielerin aus, flirtet hemmungslos und sorgt mit dem schrägen «Fledermaus»-Personal für eine Menge Trubel.
Die Schwyzerin, die seit sieben Jahren in Wien lebt, ist mit viel «Plausch» bei der Sache, wie sie per Skype erzählt. Privat sei sie aber leiser und ausgeglichener als ihre verrückte Bühnenfigur. Und sie hegt einen geheimen Wunsch: «Obwohl ich vom Naturell her nicht die Prinzessin bin, würde ich liebend gern mal in einem Film die Synchronstimme der Disney-Prinzessinnen-Songs übernehmen.» Bisher hat die 32-Jährige meist in Musicals mitgespielt – von «Io senza te» im Zürcher Theater 11 bis zu «Titanic» an den Bad Hersfelder Festspielen. Mit «Fledermaus»-Regisseur Stefan Huber hat sie mehrfach gearbeitet. Bei der Suche nach ihrer komödiantischen Ader sei er eine grosse Hilfe. «Ich darf nicht versuchen, lustig zu sein. Es hat eher etwas Kindliches, wenn man den Leistungsdruck rausnimmt, einfach anfängt zu spielen und Vertrauen hat in das, was man macht.»
Gesangsduett beim Zähneputzen
Besonders freut sich die Sopranistin auf ihre zwei grossen Gesangsnummern, die der musikalische Leiter Kai Tietje für ihre Stimme umgeschrieben hat – mit einem Stilmix von Latino über Pop, Rock bis Klassik. In der Musik fühlt sich Ryffel seit ihrer Kindheit wohl: In Schwyz hat sie im Kinder- und Jugendchor gesungen und war beim Chlefele – dem rhythmischen Schwyzer Brauch zur Fastenzeit – stets vorn mit dabei. Nach einem Besuch in London erwachte in ihr der Musicaltraum. Den Wechsel von der geborgenen Bergwelt zur Folkwang Hochschule in Essen, «umgeben von talentierten Künstlern», empfand sie zuerst als Kulturschock, dann aber als grosse Bereicherung.
Trotz glitzernder Musicalwelt ist Gabriela Ryffel bodenständig geblieben. Beim Anblick des Vierwaldstättersees oder der Mythen geht ihr das Herz auf. Die Heimat ist ihr Ausgleich zum turbulenten Bühnenleben. Aber auch Wien sei «gmögig»: «Die Wiener lassen sich nicht stressen.» Hier hat sie ihren Mann, einen US-Singer-Songwriter, kennengelernt. Zu Hause singen die beiden oft im romantischen Duett, sogar beim Zähneputzen.
Vorerst wird sie nun aber für «Die Rache der Fledermaus» ihr komödiantisches Talent schärfen und sich den schrägen Rhythmen hingeben. Die Prinzessinnen-Rolle kann warten.
Die Rache der Fledermaus
Premiere: Do, 30.8., 20.00
Casinotheater Winterthur
Gabriela Ryffels Kulturtipps
BUCH
Trevor Noah: «Farbenblind» (Karl Blessing 2017)
Der Late-Night-Comedian aus den USA schildert in seiner Autobiografie systematischen Rassismus, den er erlebte. Beeindruckend, wie er an seinen Erfahrungen gewachsen ist und wie er humorvoll auch politisch brisante Themen anspricht.
DVD
Markus Imboden: «Der Verdingbub» (2011)
Ein eindrücklicher Film über einen Teil der Schweizer Geschichte, den viele nicht mehr kennen. Stefan Kurt ist grandios als Bauer Bösiger.
Theater
«My Sohn, nimm Platz!»
Ein formidabler, unterhaltsamer Abend zu Ehren zweier Grössen des Schweizer Kleintheaters: Cés Keiser und Margrit Läubli.
26.10., Theater Fauteuil Basel 21./22.11., Theater Uri Altdorf
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