Er komme gerade aus Herisau, sagt der Wahlbasler, setzt sich in der Brasserie Federal am Zürcher Hauptbahnhof zu Tisch und bestellt eine Stange. Ein Projekt mit Puppentheater sei es, so Gabriel Vetter, mehr könne er noch nicht sagen. Ausser: «Wenn ich die Möglichkeit habe, etwas Neues auszuprobieren, mach ich das fast immer.»
Typisch Vetter’sche Vielseitigkeit. Der 1983 in Schaffhausen geborene Allzweck-Unterhalter begann als Journalist und Slampoet, war Theaterautor und Seriendarsteller. Aktuell ist er vor allem als Satiriker in Radio («Vetters Töne») und Fernsehen («Deville») unterwegs. Zudem ist er für die «Deville»-Nachfolge im Gespräch und schreibt die Kolumne «Aussennetz», «weil sich beim Fussball und speziell beim FC Basel alle so ernst nehmen».
Was Vetter umso lustiger findet, denn Humorlosigkeit sei ein guter Boden. «Komischerweise habe ich erst während Corona realisiert, dass ich recht breit aufgestellt bin. Dabei war das von Anfang an mein Ziel.» Wenn man als freier Künstler überleben wolle, müsse man so viele Standbeine wie möglich haben. «Wobei die vielleicht einzige Konstante, die sich durch mein Werk zieht, die Charcuterie ist.»
Vetter schmunzelt. Schon sein erster Slamtext, den er 2003 schrieb, habe von einem Cervelat gehandelt. «Der Text funktioniert immer noch – ausser beim Preis.» Ein Cervelat habe damals am Wurststand 4 Franken 50 gekostet.
«Ein Premiereticket und ein Glas Wein»
Aber Moment: Wenn Vetter seinen ersten Text 2003 zum Besten gab, müsste doch jetzt das 20-Jahr-Jubiläum gefeiert werden? «Ja, dagegen spricht jedoch dieser Vetter’sche Unwille zur Vergangenheitsbewältigung», sagt er. «Klar bin ich stolz, seit 20 Jahren als selbstständiger Künstler unterwegs zu sein. Aber ich würde mich schämen, mit einem solchen ‹Pseudoereignis› hausieren zu gehen.»
So gibts aktuell nur wenige Liveauftritte zu sehen. Dafür darf man sich auf ein Comeback des Stücks «Der Park» freuen, das er 2013 als Hausautor beim Theater Basel geschrieben hat. «Ich erhielt eine Anfrage von der Garagen-Bühne Wädenswil. Das fand ich super, Rechte hin oder her, und ich sagte: Nehmt es ruhig. Wenn ich dann ein Premiereticket und vielleicht ein Glas Wein kriege, komme ich gerne vorbei.» Er sei gespannt, was die Laienbühne daraus mache, weil das Thema aktueller sei als vor zehn Jahren.
Das Stück «Der Park» erzählt von der Ver-Ballenbergisierung der Schweiz, als ein windiger Kapitalist namens Nippes zum Ausverkauf des Landes schreitet. Damals sei das Bild der Schweiz nach der Bankenkrise schon recht angeschossen gewesen, so Vetter. «Und jetzt sind wir in der Post-Credit-Suisse-Ära plus Wohnungsnot. Was liegt da näher, als aus volkswirtschaftlichem Interesse alles zu verkaufen – und seis am Schluss die eigene Apokalypse.»
Der Park
Fr, 12.5.–Do, 25.5. Kulturgarage Wädenswil ZH
Ohr-Häppchen
So, 4.6., 11.00 Stadtbibliothek Burgdorf BE
Gabriel Vetters Kulturtipps
Comedy - Johannes Dullin: Mainstream Comedy
«Der Berner Künstler und Comedian Johannes Dullin ist einer der innovativsten, stilsichersten Alternative-Comedians der Schweiz. Absurd, schlau, eigenartig.»
Mi, 17.5., 21.00 Helsinki Zürich
Festival - Kulturtage Schaffhausen
«Schaffhausen führt zum ersten Mal die Kulturtage Schaffhausen durch. Die Stadt wird proppenvoll sein mit einem riesigen, diversen Kulturangebot. Quasi eine Art Woodstock des Schaffhauser Kulturlebens.»
Do, 15.6.–So, 18.6.
www.kulturtage.sh
Theater - Die beste aller Zeiten
«Schauspiel der Hausautorin Michelle Steinbeck am Theater Basel.»
Do, 11.5., Fr, 12.5., Mo, 22.5., 20.00
Kleine Bühne, Theater Basel