Friedrich Dürrenmatt Im Universum eines Dichters
Ein prächtiger Bildband veranschaulicht Leben und Werk von Friedrich Dürrenmatt und lädt ein auf eine visuelle Reise durch die Schweizer Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Inhalt
Kulturtipp 24/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Babina Cathomen
Der elfjährige Dürrenmatt, Faxen schneidend im Kreis seiner Familie; 1946 beim etwas steifen Hochzeitsfoto mit seiner ersten Frau Lotti; der Geniesser 1963 in seinem Weinkeller mit Pfeife im Mundwinkel und riesiger Bordeaux-Flasche in der Hand; 1968 (noch) einträchtig vereint mit Max Frisch; in den 80ern in vertrauter Umarmung mit seiner zweiten Frau Charlotte Kerr; 1989 als alter Mann beim konzentrierten Malen. Über 600 teils unbekannte Bilder und Dokumente lassen eintauc...
Der elfjährige Dürrenmatt, Faxen schneidend im Kreis seiner Familie; 1946 beim etwas steifen Hochzeitsfoto mit seiner ersten Frau Lotti; der Geniesser 1963 in seinem Weinkeller mit Pfeife im Mundwinkel und riesiger Bordeaux-Flasche in der Hand; 1968 (noch) einträchtig vereint mit Max Frisch; in den 80ern in vertrauter Umarmung mit seiner zweiten Frau Charlotte Kerr; 1989 als alter Mann beim konzentrierten Malen. Über 600 teils unbekannte Bilder und Dokumente lassen eintauchen ins Universum Dürrenmatt und zeigen seine vielfältigen Facetten – sei es als Privatmensch, Schriftsteller, Theaterregisseur oder Maler.
Nach Peter Rüedis kürzlich erschienener grosser Dürrenmatt-Biografie «Die Ahnung vom Ganzen» legt der Diogenes-Verlag nun mit einem grossformatigen Bildband nach. Und dieser entpuppt sich als wahre Fundgrube: Nebst Fotos zeugen Briefe, mit Notizen voll gekritzelte Manuskriptseiten, Theaterprogrammhefte, Skizzen und Gemälde vom Schaffen des grossen Denkers.
Die ausführlichen Fotolegenden geben Einblick in Dürrenmatts Welt, dazu passende Auszüge aus den «Stoffen» und den «Gesprächen» veranschaulichen sein Denken aus erster Hand. Die Stationen des Emmentaler Pfarrersohns werden von der Kindheit in Konolfingen bis zum Weltruhm, der Krise mit dem Theater und den Rückzug in die Malerei aufgerollt, Erfolge und Schattenseiten gleichermassen beleuchtet. Weggefährten, Mitstreiter und Künstlerkollegen wie Varlin, Max Frisch, Werner Düggelin, der kürzlich verstorbene Verleger Daniel Keel, Hugo Lötscher und viele mehr geben sich im Fotoband ein Stelldichein, und sie sorgen für einen spannenden, kurzweiligen Einblick in die Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Dürrenmatts Werken eigen ist eine groteske, häufige düstere Sicht auf die Welt. «Ich muss die Welt konstruieren, um die Welt ertragen zu können», liess er einmal verlauten. Wie er sein eigenes Universum gestaltet hat, lässt sich nun in einer visuellen Zeitreise entdecken.
[Buch]
Dürrenmatt.
Sein Leben in
Bildern
Hg. Anna von Planta, Ulrich Weber,
Kati Hertzsch,
Monika Stefanie Boss, Winfried
Stephan, Margaux de Weck
369 Seiten (Diogenes 2011).
[/Buch]