Das einzige Kunstwerk, das an diesem Nachmittag auf dem Hof «Froh Ussicht» schon zu sehen ist, könnte auch ein landwirtschaftliches Gerät sein. Das Geflecht aus gelben Schläuchen hängt in der Scheune – irgendetwas zwischen Melkmaschine und Bewässerungssystem. Man könnte die Installation glatt übersehen, inmitten von Besen, Sensen, Stricken und einem Pferdesattel.
An einem der ersten heissen Sommertage führt Kurator Marcel Hörler über den Hof. In Kürze wird hier seine Kunstausstellung «Vee» eröffnet, die sich mit unserem Verhältnis zu Tieren befasst. In der Scheune fasst Hörler an das Schlauch-Geflecht. «Hotties in the Neighborhood» heisst die Installation des Künstlerduos Flurina Badel/Jérémie Sarbach. Warmes und kaltes Wasser wird hindurchfliessen. Berühren die Besucher die Schläuche, spüren sie an gewissen Stellen die Wärme. «Es ist die Wärme, die uns mit den Tieren verbindet», sagt Hörler.
Die «Froh Ussicht» liegt auf einer Anhöhe in der Nähe von Samstagern im Zürcher Oberland. Hier produziert der Künstler und Bauer Martin Blum Bioeier und Obst. Und stellt das Gut seit 2008 auch für Kunstaustellungen zur Verfügung. Wer rund um den Hof über die Wiesen und an den Obstbäumen vorbeizieht, wird immer wieder Überbleibsel vergangener Schauen antreffen. Zwischen hohem Gras schimmert der «Findling», den huber.huber mit Autolack besprühten. Auf einer Wiese ist Dunja Herzogs Chromstahltür in den Boden eingelassen.
Es ist lauschig hier. Über den Glarner Alpen wuchern bereits nach Mittag grauweisse Wolken. Da und dort zeigt sich etwas Blau vom Zürichsee. Von den Autos und Lastwagen auf der A3 weiter unten hört man nur wenig. Dafür wird der Hof von pausenlosem Gackern erfüllt. Es waren auch die Hühner, die Kurator Marcel Hörler auf das Thema seiner Schau brachten. Wer «Vee» besucht, wird sie überall sehen, hören und riechen. «Die Gegenüberstellung zwischen Besuchern und den Hühnern soll zur Reflexion anregen», sagt Hörler. «Was hat die Lebensmittelproduktion mit mir zu tun?» So werden sich sämtliche Installationen, Performances und Gesprächsrunden mit dem Leben auf dem Hof, der Natur ringsum oder der modernen Lebensmittelproduktion befassen.
Hörler führt jetzt weiter zum Freilaufgehege der Hühner. Hier wird Ina Weise eine Fahne an einem Mast aufziehen. Darauf: die Zahl der Hofhühner in Relation zur weltweiten Population dieser Nutztiere. Noch ist für die Fahnenstange nur das Loch ausgehoben. Aber die Kunst ist hier eh nur zu Gast. Schliesslich ist das Hühner-Territorium.
Vee
Sa, 4.7.–Sa, 3.10.
Froh Ussicht Samstagern ZH
www.frohussicht.ch
Binntal VS. Twingi Land Art 2020
Wer Kunstgenuss mit einer kleinen Wanderung verbinden will, ist im Landschaftspark Binntal genau richtig. Zwischen der Postauto-Haltestelle Steinmatten und dem Weiler «Ze Binne» zeigt die Twingi Land Art 2020 entlang der historischen Strasse durch die Twingischlucht Landart von 18 Künstlerinnen und Künstlern. Zum Beispiel die Figuren, die der Künstler Georg Janthur auf einen Pfahlkreis gestellt hat.
Bis So, 18.10., Binn VS
www.landschaftspark-binntal.ch
Safiental GR. Art Safiental
Die Biennale Art Safiental zeigt unter dem Motto «Analog – Digital» zeitgenössische Landschaftskunst von 17 nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Die Schau verteilt sich über das ganze Tal, von Versam bis zum «Turrahus». Zu sehen gibt es etwa die Installation des Duos Frölicher/Bietenhader. Der Plan für die Schau kann im Berghotel Alpenblick in Tenna bezogen werden.
Sa, 18.7.–So, 1.11., Start: Berghotel Alpenblick Tenna GR
www.artsafiental.ch
Solothurn. Zart 2020
Der Kunstverein Solothurn und das Haus der Kunst St. Josef feiern den 2000. Geburtstag der Stadt Solothurn mit einer besonderen Freiluftausstellung. So bespielen für «Zart 2020» nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler den öffentlichen Raum mit spezifisch für den Ort geschaffenen Werken. Der Italiener Leone Contini verwandelte den Park an der Römerstrasse in einen kleinen Garten.
Sa, 4.7.–Sa, 26.9., Solothurn
www.zart.2020.ch
Weiertal ZH. Alles im grünen Bereich?
Klimawandel, schwindende Artenvielfalt, Corona-Pandemie – der Kulturort Weiertal lädt seine Besucher mit dieser Ausstellung ein, über unser Verhältnis zur Natur nachzudenken. Zu sehen sind Arbeiten, die den Blick für die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur schärfen sollen. Etwa der spielerische Schriftzug «Green» der Künstlerin Kathrin Bänziger und weitere Objekte und Skulpturen.
Bis So, 13.9., Kulturort Weiertal Winterthur Wülflingen ZH
www.galerieweiertal.ch
Mont-Soleil BE. Format
Unter dem Titel «Format» findet auf dem Mont-Soleil im Berner Jura zum zweiten Mal eine Freiluft-Fotoausstellung statt. An zwölf Stationen sind die Arbeiten verschiedener Schweizer Fotografinnen und Fotografen auf grossformatigen Leinwänden zu sehen. Darunter die Arbeit von Graziella Antonini, die in Vevey und Paris arbeitet. Eine Broschüre mit Karte gibts für 5 Franken bei der Standseilbahn Saint-Imier–Mont-Soleil.
Bis So, 16.8., Saint-Imier BE
www.exposition-format.ch