Freilichttheater: Schillerndes Lustspiel
Das Theater Kanton Zürich startet mit Voltaires Komödie «Kapitän Kap Verde» in die Freilichtsaison. Beim Probenbesuch erzählt Regisseur Niklaus Helbling, was den Reiz des Verwirrspiels ausmacht.
Inhalt
Kulturtipp 11/2023
Babina Cathomen
Drei Männer mit heruntergelassenen Hosen vor knallbuntem Bühnenbild sind der erste Eindruck beim Betreten der Probenbühne. Das Ensemble steckt mittendrin im Stück «Kapitän Kap Verde», der letzte Akt ist angebrochen und rast mit temporeichen Dialogen Richtung Happy End. Soeben wurden die verschollenen Söhne des Kapitäns anhand dreier körperlicher Merkmale identifiziert, und das turbulente Verwechslungsspiel klärt sich auf.
Im M...
Drei Männer mit heruntergelassenen Hosen vor knallbuntem Bühnenbild sind der erste Eindruck beim Betreten der Probenbühne. Das Ensemble steckt mittendrin im Stück «Kapitän Kap Verde», der letzte Akt ist angebrochen und rast mit temporeichen Dialogen Richtung Happy End. Soeben wurden die verschollenen Söhne des Kapitäns anhand dreier körperlicher Merkmale identifiziert, und das turbulente Verwechslungsspiel klärt sich auf.
Im Mittelpunkt stehen der astrologiebesessene Präsident Bodin, seine Frau als Pfuschheilerin und ihre Töchter: Die ältere ist unglücklich verheiratet mit einem Möchtegern-Adligen, die jüngere hat einen Verehrer, ist aber bereits dem viel älteren Kapitän versprochen.
Schmissige Musik und farbenfrohes Bühnenbild
«Kapitän Kap Verde» ist eine der weniger bekannten Komödien von Voltaire, die er 1732 kurz nach der Rückkehr aus dem Londoner Exil geschrieben hatte und in der er etwa Klassenunterschiede aufs Korn nimmt. «Die Komödienkultur in London war damals bereits bürgerlicher und nicht so hofbezogen wie in Paris», erklärt Regisseur Niklaus Helbling. «Davon hat sich Voltaire inspirieren lassen und sich in seiner charmanten Komödie auch an Shakespeare-Motiven bedient.»
Das Lustspiel eignet sich bestens fürs Freilichttheater, und so hat sich das Theater Kanton Zürich das Stück für die aktuelle Saison ausgesucht. «Für unsere Open-Air-Aufführungen auf unterschiedlichen Plätzen brauchen wir starke Zeichen, die bei jedem Tageslicht wirken», sagt Helbling. Dazu gehöre das klare Spiel des Ensembles, die richtige Mischung aus Ordnung und Chaos, die schmissige Musik und vor allem das Bühnenbild als Hingucker. Zur schillernden Kulisse und den unterschiedlichen Vorhängen mit Casanova-Motiven wurde das Theaterteam inspiriert vom französischen Maler Clovis Trouille.
Dieser war Anfang 20. Jahrhundert für seine erotischen und antiklerikalen Motive in grellbunten Farben und surrealistischem Stil bekannt und hatte etwa Plakate für Pariser Nachtlokale gemalt. Derweil stellt sich das achtköpfige Ensemble nach der Probenpause erneut auf die Bühne, um noch einmal auszuloten, wie das Publikum bei den komödiantischen Irrungen und Wirrungen den Überblick behält – und wie sich der Kapitän und die Familie Bodin mit all ihren Verrücktheiten im besten Licht präsentieren lassen.
Kapitän Kap Verde
Premiere: Sa, 20.5., 20.30 Schulhausplatz Embrach ZH
Tourneedaten: www.theaterkantonzuerich.ch