Flamenco erfordert Musikalität. Brigitta Luisa Merki war zuerst von den komplexen Rhythmen des Flamenco fasziniert und entdeckte so den Tanz. In den «Open Classes» am Opernhaus Zürich begegnete sie ihrer Lehrerin und Mentorin Susana, einer international berühmten Flamencotänzerin. Die Bernerin war früh nach Spanien gezogen, um diese urspanische Kunst von der Pike auf zu erlernen. Sie durchlief die harte Schule einer Meisterin, denn zu jener Zeit gab es noch keine Tanzakademien, in denen man sich für ein Flamenco-Studium einschreiben konnte.
Harte Schule in Spanien
Auch Brigitta Luisa Merki beschritt diesen Weg. Sie wusste, die spanischen Lehrmeisterinnen waren streng im Urteil und suchten ihre Schülerinnen gezielt aus. Hilfreich war, dass sie mit einer Empfehlung von Susana kam. «Ich musste etwas vortanzen, und das entschied dann darüber, ob ich als Schülerin akzeptiert wurde», sagt Merki. Im Rückblick empfindet sie ihre Lehrjahre bei verschiedenen Tanzpersönlichkeiten als grosses Privileg.
Sie lernte den Flamenco in all seinen spezifischen Ausformungen: «Eine Kunstform, die nichts mit Folklore zu tun hat», wie Merki betont. Daneben erlernte sie auch die spanischen Regionaltänze. Jede Tänzerin und jeder Tänzer übersetzt das gelernte Vokabular in seine eigene Sprache und sorgt so dafür, dass der Flamenco als Kunst nicht verstaubt.
Genau das machte auch Merki. Zurück in der Schweiz gründete sie 1984 zusammen mit Susana als Choreografin die Compagnie Flamencos en route. «Wir waren am Anfang eine ausschliessliche Frauengruppe», erzählt Merki, «was damals vor allem für das spanische Publikum ziemlich gewöhnungsbedürftig war.»
Verbeugung vor Susana
Die Choreografin reichert den traditionellen Flamenco immer wieder mit zeitgenössischen Tanzideen an. Authentizität heisst bei Merki in erster Linie Unmittelbarkeit und Wahrhaftigkeit: «Tänzer, Sänger wie Musiker müssen auf der Bühne das gleiche Gefühl entwickeln können, wie wenn sie in der Küche unter sich Flamenco spielten.»
In der Badener Uraufführung mit dem Titel «… y que más! perlas peregrinas» nimmt Merki alte Themen aus der Frühzeit ihres Ensembles auf und verbeugt sich damit vor ihrer Lehrerin Susana. Die Inszenierung interpretiert spanische Figuren und Themen neu: Das Gespann Don Quijote und Sancho Panza führt ihre Gespräche fort, Don Juan bezirzt die Frauenwelt aufs Neue, und seltsam melancholische spanische Wiegenlieder wecken tiefere Sehnsüchte. Wie immer beim Flamenco stossen archetypisches und zeitgenössisches Gedankengut aufeinander.
Aufführungen
…y que más! perlas peregrinas
Kurtheater Baden
Sa, 18.10., 19.30
So, 19.10., 18.00
Di, 21.10., 20.00
KKL Luzern
Di, 28.10., 20.00
Mi, 29.10., 20.00
www.flamencos-enroute.com