Zwei Männer mit Feldstecher, Kamerastativ und Teleobjektiv wandern durch die berückende Landschaft des tibetischen Hochlands in der Himalaja-Region. Es sind der renommierte Naturfotograf Vincent Munier und der Schriftsteller Sylvain Tesson. Sie sind auf der Suche nach dem legendären Schneeleoparden. Die Grosskatze ist ein «einsamer Wolf». Sie gilt als äusserst scheu und selten. Die grosse Frage begleitet die Männer: Werden sie das Tier je zu Gesicht bekommen?
Munier und Tesson üben sich in der Kunst des Anpirschens, sie beobachten geduldig, staunend und voller Ehrfurcht vor den Erscheinungen der überwältigenden Natur. Vincent Munier kennt sich in der Gegend aus, er weiss Spuren zu deuten. Derweil Sylvain Tesson an seiner Seite und im Off des Films kommentiert.
Ein magischer Augenblick
Sylvain Tessons Buch «Der Schneeleopard» ist im französischen Original 2019 erschienen und letztes Jahr auf Deutsch. Es wurde zum internationalen Bestseller. Seine pathetisch aufgeladenen Texte bewegen sich stellenweise stark an der Grenze zur Allerweltsphilosophie. Doch die Filmbilder gleichen diesen Makel aus.
Auf ihrem Weg sind die Männer nicht allein. Die beiden sehen unter anderem Hirsche, die gemsenähnlichen Blauschafe, Wölfe, Pallaskatzen, Tibetfüchse, Pfeifhasen, eine Bärin mit zwei Jungen, Vögel wie die Braunelle und den Sakerfalken, majestätische wilde Yaks.
Und dann, tatsächlich, die tagelangen Mühen in der unwirtlichen Natur haben sich gelohnt. In eine Fotofalle war der Leopard zwar schon gegangen, jetzt aber sehen sie ihn leibhaftig, keine 100 Meter entfernt. Das Tier blickt sie an, und wie die Männer schon länger vermuteten, sind sie von Beobachtern zu Beobachteten geworden – «er beobachtet uns». Ein magischer Augenblick, den das Kinopublikum durch den Film mit den beiden teilen kann.
La Panthère des neiges
Regie: Marie Amiguet, Vincent Munier
F 2021, 92 Minuten
Ab Do, 31.3.