Das zuckrige Filmplakat in Sonnenuntergangsfarben lässt es erahnen: «Love Island» ist eine Liebeskomödie der leichten Art. Nach ihren preisgekrönten Filmen wie «Grbavica» und «Na putu», die sich um den Bosnienkrieg drehen, wollte sich die Regisseurin aus Sarajevo einer humorvollen Thematik widmen: «Das Leben in Sarajevo ist nicht nur eine Geschichte von Traurigkeit und Krieg. Mein Alltag ist voller Liebe und Humor (…)», schreibt Jasmila Zbanic zu ihrem neusten Film.
«Love Island» spielt in einem Ferien-Resort auf der Insel
St. Nikola im adriatischen Meer. «All inclusive» ist das Motto, und das nutzen die Gäste exzessive. Sei es bei der Buffetschlacht, bei der Pool-Gymnastik oder beim Karaoke-Abend mit Drinks à discretion. Mittendrin im Ferientrubel sind der Bosnier Grebo (Ermin Bravo), der mit Vorliebe auf der Bühne die «Scorpions»-Schnulze «Wind of Change» singt, und seine hochschwangere Frau, die Französin Liliane (Ariane Labed).
Prickelndes Spiel
Zu Beginn sind die beiden in bester Ferienlaune, doch dann taucht aus den Meeresfluten die betörende Tauchlehrerin Flora (Ada Condeescu) auf. Sie ist die ehemalige Geliebte von Liliane, wie der Zuschauer bald erfährt. Der nichtsahnende Grebo findet an der schönen Fremden ebenfalls Gefallen, und so beginnt ein prickelndes Spiel. Die Sommerhitze und die ausser Rand und Band geratenen Hormone sorgen für das Übrige.
Diese Ausgangssituation hat ihren Reiz: Die Geschlechter-Verwirrungen und das Ferien-Resort mit den vor Frohmut überschäumenden Animateuren und Touristen bieten viel Komikpotenzial. So wie die Hormone bei den Hauptfiguren überkochen, überbordet aber auch der Film. Es wird – mit einem ironischen Augenzwinkern – dick aufgetragen auf der Liebesinsel. Und wenn die Figuren ihren Gefühlen im Gesang Ausdruck verleihen, droht die Überzuckerung.
Im besten Fall lässt sich der Film mit seinen starken Frauenfiguren als nonchalantes Plädoyer für Toleranz und für unkonventionelle Beziehungsmodelle sehen. Homosexuell, bisexuell oder heterosexuell? Das spielt am Ende des Films keine Rolle mehr, selbst der Macho Grebo ist bekehrt. Die Utopie ist erreicht – alle haben sich lieb.
Love Island
Regie: Jasmila Zbanic
Ab Do, 18.6., im Kino