Film: Zeuginnen unter Verdacht
Mit «Roubaix, une lumière» verfilmt Regisseur Arnaud Desplechin einen wahren Kriminalfall – realistisches Kino mit einem herausragenden Schauspielensemble.
Inhalt
Kulturtipp 22/2019
Urs Hangartner
Es herrscht «courant normal», unaufgeregter Alltag im «Commissariat Central» der einst blühenden Industriestadt Roubaix im Norden Frankreichs. Die Truppe um Kommissariatsleiter Yacoub Daoud (Roschdy Zem) hat sich mit kleinen Fällen herumzuschlagen. Ausgerechnet am Weihnachtsabend ändert sich das: In einer engen Sackgasse ist Feuer ausgebrochen. Offensichtlich handelt es sich um Brandstiftung. Im betroffenen Haus findet man später die ...
Es herrscht «courant normal», unaufgeregter Alltag im «Commissariat Central» der einst blühenden Industriestadt Roubaix im Norden Frankreichs. Die Truppe um Kommissariatsleiter Yacoub Daoud (Roschdy Zem) hat sich mit kleinen Fällen herumzuschlagen. Ausgerechnet am Weihnachtsabend ändert sich das: In einer engen Sackgasse ist Feuer ausgebrochen. Offensichtlich handelt es sich um Brandstiftung. Im betroffenen Haus findet man später die Leiche einer Betagten, die das Opfer einer Gewalttat wurde.
Die beiden Nachbarinnen, die drogenabhängigen Prekariatsangehörigen Claude (Léa Seydoux) und Marie (Sara Forestier), werden als Zeuginnen vernommen. Bald werden sie zu verdächtigen. Doch haben sie wirklich die alte Dame nebenan umgebracht? Claude und Marie, die ein Liebespaar sind, widersprechen sich, die eine beschuldigt die andere. Bis zum Lokaltermin, bei dem die Tat von den beiden rekonstruiert wird.
Kommissariatsleiter Yacoub Daoud, der Mann mit maghrebinischen Wurzeln, lebt allein, isoliert von jedweder gesellschaftlichen Gemeinschaft. Seine Leidenschaft gilt den Pferden. Er zeigt sich gegenüber seiner Klientel geradezu sanft, doch bestimmt, auf eine Art väterlich-verständnisvoll, menschlich und einfühlsam.
Regisseur und Drehbuchautor Arnaud Desplechin hat in seiner Geburtsstadt Roubaix gedreht, nach einem Stoff aus der Wirklichkeit: Die Geschichte geht zurück auf einen Kriminalfall im Jahr 2002, der in einem Dokumentarfilm und in einem Roman verarbeitet wurde. Der Spielfilm orientiert sich am damaligen Geschehen mit der entsprechenden künstlerischen Freiheit der Fiktion – als realistisches Kino mit Originalschauplätzen einer heruntergekommenen Stadt und einem beeindruckenden Schauspielensemble.
Roubaix, une lumière
Regie: Arnaud Desplechin
Ab Do, 17.10., im Kino