Film: Zärtliche Familienbande
«Les passagers de la nuit» von Mikhaël Hers taucht mit Charlotte Gainsbourg als zentrale Frauenfigur in die Atmosphäre der Ära François Mitterrand ein.
Inhalt
Kulturtipp 24/2022
Urs Hangartner
Am Anfang wird auf den Strassen von Paris gefeiert. Es ist der 10. Mai 1981. Der Sozialist François Mitterrand hat die Wahlen zum Staatsoberhaupt gewonnen. In Sprüngen wird der Film sieben Jahre bis 1988 umspannen. Elisabeth (Charlotte Gainsbourg) ist Mutter der bei- den Teenager Matthias (Quito Rayon Richter) und Judith (Megan Northam).
Der Ehemann und Vater hat die Familie jüngst verlassen. Elisabeth, die zwar studiert, aber nie gearbeitet hat, sucht ein Einkommen...
Am Anfang wird auf den Strassen von Paris gefeiert. Es ist der 10. Mai 1981. Der Sozialist François Mitterrand hat die Wahlen zum Staatsoberhaupt gewonnen. In Sprüngen wird der Film sieben Jahre bis 1988 umspannen. Elisabeth (Charlotte Gainsbourg) ist Mutter der bei- den Teenager Matthias (Quito Rayon Richter) und Judith (Megan Northam).
Der Ehemann und Vater hat die Familie jüngst verlassen. Elisabeth, die zwar studiert, aber nie gearbeitet hat, sucht ein Einkommen. Es klappt beim Radio: Sie wird auf Empfehlung der Talkmasterin Vanda Dorval (Emma-nuelle Béart) ins Team aufgenommen. Als Telefonistin bei einer nächtlichen Livesendung von France Inter nimmt sie die Anrufe aus dem Publikum entgegen. Dabei begegnet sie einem punkigen Studiogast, der jungen Obdachlosen Talulah (Noée Abita). Elisabeth lässt sie in ihrem Zuhause im 15. Arrondissement im Mansardenzimmer wohnen.
Die Geschichte einer geglückten Selbstfindung
Sohn Matthias will Dichter werden. Er lernt mit Talulah ein erstes Mal lieben. Derweil wartet für Elisabeth ebenso das Liebesglück. Die guten Zeiten werden aber auch umschattet von Leid. Talulah, die eines Tages verschwindet, kehrt nach Jahren als Junkie zurück.
Elisabeth, Matthias und Judith nehmen sie in ihren Kreis auf und lassen sie an ihrem Fami- lienritual teilhaben: Gemeinsam essen sie Crème brulée zum Chanson «Si tu n’existais pas» von Joe Dassin. Es ist eine Geschichte von geglückter Selbstfindung. Für Elisabeth, die ihre Schüchternheit überwindet und Selbstvertrauen gewinnt, gilt das ebenso wie für ihre erweiterte Familie.
Am Ende sind alle vier und Elisabeths Vater draussen im Grünen zu sehen, wie sie mit Grashalmen versuchen, Musik zu machen. Ein schöner Schluss für einen Film, der Zärtlichkeit und Optimismus verströmt und dabei von leiser Melancholie durchweht ist.
Les passagers de la nuit
Regie: Mikhaël Hers
F 2021, 110 Minuten
Ab Do, 17.11., im Kino