Sie sind, wie der englische Verleihtitel heisst, Welten voneinander entfernt. Dennoch begegnen sie sich in der griechischen Hauptstadt: Einheimische und Fremde. Das Land befindet sich in einer dramatischen Lage, die Ökonomie kennt die grösste Krise der Geschichte mit den bekannten Auswirkungen auf die europäische Politik – und auf die einzelnen Menschen. Der Film erzählt von ihnen in drei Episoden, die sich unvermutet und auf dramatische Art miteinander verschränken – drei Liebesgeschichten verschiedener Generationen.
Der syrische Flüchtling Farris (Tawfeek Barhom) ist als illegaler Strassenverkäufer in Griechenland gelandet. Er hat grosse Hoffnungen in den Westen gesetzt. Doch faschistische Schlägertrupps jagen Farris zusammen mit Schicksalsgenossen. Die rechtsradikalen Bürgerwehren wollen die Flüchtlinge vertreiben, weil sie den Griechen angeblich das Wenige wegnehmen, was ihnen geblieben ist.
Zufallsbekanntschaften führen zur Liebe
Farris verliebt sich in die Politologie-Studenten Daphne (Niki Vakali). Eine Liaison, die unter keinem guten Stern steht, denn Daphnes Vater ist einer der rechten Radikalen. Seine Beweggründe: «Ich hatte drei Läden, Arbeit, Würde. Wo ist meine Regierung jetzt? Wo sind die, die ich gewählt habe? Ich habe nichts.»
Elise aus Schweden (Andrea Osvárt) lebt auf Zeit in Athen. Sie soll als Saniererin dafür sorgen, dass in einer Firma 35 Prozent der Stellen abgebaut werden. Marketingleiter Giorgos (gespielt von Regisseur Christopher Papakaliatis) nimmt Antidepressiva; zu Hause läuft es nicht gut. Der kleine Sohn fragt seinen Vater mit entwaffnender Naivität: «Wenn das Land in einer ökonomischen Krise steckt, schlafen dann die Eltern nicht mehr miteinander?» Giorgos, der selbst alte Freunde nicht vor der Entlassung schützen kann, lässt sich auf eine Affäre mit Elise ein.
J.K. Simmons gibt den pensionierten Geschichtsprofessor Sebastian aus München; dank klassischer Gesangsausbildung spricht der US-Star perfekt Deutsch. Sebastian will sich für immer in Griechenland niederlassen. Zufällig begegnet er beim Supermarkt der Hausfrau Maria (Maria Kavoyianni). Er ermahnt sie: «Bringen Sie deutsche Menschen nicht mit deutscher Politik durcheinander.» Und: Liebe sei auch im Alter möglich, als zweite Chance. Es ist nie zu spät. Die zwei unternehmen verrückte Dinge, wie, im leeren nächtlichen Supermarkt zu picknicken. Man vereinbart ein Wiedersehen.
Verweise auf den Mythos von Eros und Psyche
Sebastian wartet ein Jahr lang vor dem Supermarkt, Woche für Woche. Am Ende sieht man, wie Farris den Zoll passiert in einem Land weit weg, in Übersee. Elise hat ihr Sanierungsmandat abgegeben und fliegt zurück nach Schweden. Giorgos packt die Koffer und zieht zu Hause aus.
Allmählich offenbart der Film, wie sich die Lebenslinien, die Schicksale der einzelnen Protagonisten berühren. In jeder Episode zieht eine Karfreitags-Prozession durchs Bild. Und immer wieder erscheinen Verweise auf den Mythos von Gott Eros und Psyche.
Worlds Apart
Regie: Christopher Papakaliatis
Ab Do, 19.1., im Kino