Film: Von Tieren und Menschen
«L’île aux oiseaux» verknüpft dokumentarische Beobachtungen in einer Genfer Auffangstation für Vögel mit fiktionalen Elementen. Es ist letztlich eine Reflexion über die bedrohte Umwelt.
Inhalt
Kulturtipp 15/2020
Urs Hangartner
Eine Sequenz im Film zeigt eine Art ironische Umkehrung: Gezüchtete Ratten büxen gelegentlich aus und töten Singvögel. Was den Greifvögeln als Futter dienen soll, wird zur Gefahr für deren kleine Artgenossen. Vögel hat es viele in der ornithologischen Pflegestation von Genthod bei Genf: Greifvögel, Enten, Schwäne, Singvögel. Sie sind verletzt oder krank und werden im ornithologischen Zentrum gepflegt, operiert oder aufgepäppelt.
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Eine Sequenz im Film zeigt eine Art ironische Umkehrung: Gezüchtete Ratten büxen gelegentlich aus und töten Singvögel. Was den Greifvögeln als Futter dienen soll, wird zur Gefahr für deren kleine Artgenossen. Vögel hat es viele in der ornithologischen Pflegestation von Genthod bei Genf: Greifvögel, Enten, Schwäne, Singvögel. Sie sind verletzt oder krank und werden im ornithologischen Zentrum gepflegt, operiert oder aufgepäppelt.
Zum täglichen Futterbedarf gehören die Ratten. Paul züchtet sie. Er hat einen neuen Assistenten bekommen, den gesundheitlich leicht angeschlagenen Antonin. Paul ist selber beruflicher Wiedereinsteiger mit schwieriger Vergangenheit, etwas raubeinig gegenüber Antonin, der sein Nachfolger werden soll. Diese Konstellation ist allerdings fiktiv: Die beiden Filmschaffenden Maya Kosa und Sergio da Costa haben sich die Freiheit genommen, zu ihren dokumentarischen Bildern eine erfundene Ebene hinzuzufügen. Es ist die Figur von Antonin, der aber kein Schauspieler ist. Er spricht im Off seine fiktiven Gedanken aus.
Von viel Melancholie durchwirkter Film
Ansonsten bleibt es ein Dokumentarfilm, der Alltagssituationen zeigt, wie die Vögel in ihren Volièren gefüttert werden, wie die Veterinärin eine Eule oder einen Schwan operiert. Ziel ist, dass die Tiere wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Einige ziehen die Sicherheit der Freiheit vor und kehren zurück.
Entstanden ist ein langsamer, von viel Melancholie durchwirkter Film über Mensch und Tier, der sich Zeit für Anschauung nimmt wie für Reflexion. Und der schliesslich offenbart, wie der Zustand der Vögel in dieser Einrichtung einen grösseren Zusammenhang spiegelt: Es ist nichts weniger als der Mensch, der eine ebenfalls bedrohte Spezies ist angesichts von Umweltzuständen wie etwa dem Klimawandel.
«L’île aux oiseaux» ist der Gewinner des sechsten CH-Dokfilm-Wettbewerbs des Migros- Kulturprozent.
L’île aux oiseaux
Regie: Maya Kosa, Sergio da Costa
Ab Do, 16.7., im Kino