Den Filmschauplatz Maca gibt es wirklich. Maca steht für Maison d’arrêt et de correction d’Abidjan, das grösste Gefängnis Westafrikas, gebaut für 1500 Insassen, in Spitzenzeiten belegt mit 5000. Regisseur Philippe Lacôte kannte es, weil er als Kind wöchentlich seine Mutter besuchte, die aus politischen Gründen inhaftiert war. Lacôte hat den Ort, der mitten im Wald liegt, von aussen filmen können. Die Innenaufnahmen entstanden in Nachbauten.
Hier spielt sich das Geschehen zur Hauptsache ab. Ein Neuankömmling wird zum «Roman» ernannt, von «Schwarzbart», dem Ober-Boss. Der Chefaufseher stellt es einmal nüchtern fest: «Maca ist das einzige Gefängnis weltweit, das von einem Gefangenen regiert wird.»
Politische Parabel hinter Gittern
Die Aufgabe von Roman ist es, eine Geschichte zu erzählen in der sogenannten Blutmondnacht. Er darf nie aufhören, sonst passiert ihm Schlimmes. So erzählt er, in deutlicher Anlehnung an «Tausendundeine Nacht», um zu überleben. Er fantasiert sich eine Geschichte zusammen um den legendären Gangster Zama King. Sie reicht weit in die präkoloniale Zeit zurück. In einem finalen Stammeskampf stehen sich die zwei Heere gegenüber, die Königin und ihr jüngerer Bruder als Verfeindete. Sie erheben sich in die Lüfte, ein Elefant verwandelt sich in einen Adler, wird zur Schlange und zum Feuer.
Roman erzählt im Lampenlicht, die Häftlinge hören zu, kommentieren in der Art von Slam Poetry, sie spielen erzählte Szenen nach, singen, tanzen. Die unausweichliche Gewalt paart sich mit der Poesie der mündlichen Erzählung. «La nuit des rois» ist eine politische Parabel an einem besonderen Ort, verknüpft mit dem eindrücklichen Motiv von der Kraft der poetischen Worte. Beim Internationalen Filmfestival Freiburg FIFF im Juli wurde «La nuit des rois» mit dem Grand Prix für den besten Film ausgezeichnet.
La nuit des rois
(Night Of The Kings)
Regie: Philippe Lacôte
F/Elfenbeinküste 2020, 93 Minuten
Ab Do, 9.9., im Kino