Pohjanjoki, ein Dorf hoch im Norden im finnischen Lappland. Hier betreibt Sirkka (Anna-Maija Toukko) ein Restaurant. Auf der Karte: eintönige Hausmannskost, gewöhnungsbedürftige Fleischgerichte, dazu einschlägige Beilagenpampe. Die Eingeborenen, die das Lokal frequentieren, goutieren es, so wie es ist. Sie kennen nichts anderes.
Bis ein fremder Gast eintrifft, der sich in gebrochenem Englisch verständigen kann. Es ist Cheng (Pak Hon Chu) mit seinem kleinen Sohn Nunjo. Er sucht nach einem gewissen Fongtron. Keiner kennt ihn. Cheng, der den ganzen weiten Weg von China her angereist ist, will ihn unbedingt finden, um sich zu bedanken. Denn einst, in schweren Zeiten zu Hause in Schanghai, hatte der Finne ihm aus der Patsche geholfen. Dann haben sie sich aus den Augen verloren. Seine Spur führt nach Pohjanjoki.
Zwei verletzte Seelen finden sich
Statt Fongtron findet Cheng erst mal Unterkunft in Sirkkas Gästehaus. Und als Gegengeschäft einen Platz in der Küche. Profikoch Cheng hat die magische Gabe, köstliche Speisen zuzubereiten. Er geht zwar im Supermarkt einkaufen, hat aber auch einen Zauberkasten mit exquisiten exotischen Gewürzen mitgebracht. Die Gerichte tun dem Gaumen gut und scheinen auch heilende Wirkung zu besitzen.
Chengs Kochkünste kommen an. Nicht zuletzt bei den eintrudelnden chinesischen Cartouristen, die für Rekordumsätze sorgen. Die Einheimischen bleiben vorerst skeptisch, bis sie das Angebot und dessen Schöpfer lieben lernen. Cheng wird bei ihnen aufgenommen, zusammen besuchen sie die Sauna und den Tangotanzabend, trinken Wodka auf einer Flossfahrt, singen und gehen angeln. Und mit Sirkka und Cheng finden sich zwei verletzte Seelen: sie einst verlassen, er verwitwet.
Was am Anfang wie ein Aufeinanderprallen der Kulturen ausschaut, entwickelt sich mit der Zeit zu einer grossen Freundschafts- und Liebesgeschichte. Allerdings nicht ohne Hindernisse. Es droht nämlich Ungemach in Form des ablaufenden Visums. Die Dorfpolizisten, die im Restaurant einkehren und die Küche schätzen, müssen auch dienstlich denken und auf Chengs Abreise drängen. Da gibt es nur eine Lösung …
Liebevolle Hommage an Land und Leute
Angerichtet hat Regisseur Mika Kaurismäki, der Bruder des bekannten Regisseurs Aki Kaurismäki, seine Geschichte als liebevolle Hommage an Land und Leute. Der Film nutzt die Finnland-Klischees, zeigt die schönen Landschaften, die Wälder und Seen sowie die seltsamen Gebräuche. «Master Cheng» hat aber nichts Überdrehtes und ist gemächlich erzählt. Er balanciert dabei auf angenehme Art zwischen Melancholie und Komik. Kaurismäki berichtet von der Freundschaft zwischen eher schrulligen finnischen und chinesischen Menschen, versteht seinen Film aber als universelle Geschichte: Kulturelle Unterschiede müssen Menschen nicht zwingend voneinander trennen – es gibt Mittel wie die Kulinarik, um zusammenzufinden. So gesehen ist «Master Cheng» gar ein Plädoyer für Völkerverständigung.
Master Cheng
Regie: Mika Kaurismäki
Ab Do, 20.8., im Kino