Film «Vice»: Diener der Macht
Realistisch und satirisch: Adam McKay zeichnet in «Vice» die Biografie des republikanischen US-Politikers Dick Cheney nach – als Aufsteiger, Anpasser, Karrierist und Kriegstreiber.
Inhalt
Kulturtipp 05/2019
Letzte Aktualisierung:
25.02.2019
Urs Hangartner
«Das Folgende ist eine wahre Geschichte», heisst es ganz zu Anfang. In der Tat ist alles akribisch recherchiert. Regisseur McKay geht auf eine Spurensuche, lotet blinde Flecken in der Biografie von Dick Cheney aus. So war er in jungen Jahren Alkoholiker und Schläger, er flog von der Elite-Uni in Yale. Zweimal musste ihn seine Frau Lynne, die ihm stets den Rücken freihielt, aus dem Knast holen.
Cheney kommt als Praktikant im Weissen Haus erstmals in Ber&uum...
«Das Folgende ist eine wahre Geschichte», heisst es ganz zu Anfang. In der Tat ist alles akribisch recherchiert. Regisseur McKay geht auf eine Spurensuche, lotet blinde Flecken in der Biografie von Dick Cheney aus. So war er in jungen Jahren Alkoholiker und Schläger, er flog von der Elite-Uni in Yale. Zweimal musste ihn seine Frau Lynne, die ihm stets den Rücken freihielt, aus dem Knast holen.
Cheney kommt als Praktikant im Weissen Haus erstmals in Berührung mit dem Zirkel der Macht, protegiert von einem gewissen Donald Rumsfeld (im Film: Steve Carell). Er erlebt sie alle: Nixon, Ford, Reagan, Bush senior, Bush junior. Zwischendurch, wenn Demokraten regieren, macht Cheney politisch Pause. Er schafft es schliesslich bis fast nach ganz oben. Man darf ihn mit Fug und Recht als Kriegstreiber bezeichnen, der als Verteidigungsminister und von 2001 bis 2009 als Vize-Präsident unter George W. Bush (glänzend: Sam Rockwell) diverse «militärische Interventionen» vorantrieb.
Sieben Nominationen fürs Oscar-Rennen
«Vice» ist ein Film der Faktentreue mit bösen satirischen Schlenkern. Immer wieder bricht Regisseur McKay den Realismus, etwa wenn Dick und Lynne im Ehebett in Versen miteinander sprechen. Oder man ist dabei, als Cheney und Co. sich von einem Kellner verschiedene Foltermenüs anpreisen lassen: «Köstlich», quittieren die Politiker das Angebot, «wir nehmen gleich alle.»
Christian Bale verkörpert die Hauptfigur über fünf Jahrzehnte hinweg. Es darf als darstellerische Glanzleistung gewertet werden, wie er sich Dick Cheney einverleibt hat – innerlich und äusserlich. Er hat für den Film bis zu 20 Kilogramm an Gewicht zugelegt. Hinzu kommt die Kunst der Maskenbildner: Sie veränderten Bales Gesicht mit Silikon in stundenlanger Arbeit. Verdientermassen geht «Vice» mit sieben Nominationen ins Oscar-Rennen vom 24. Februar.
Vice
Regie: Adam McKay
Ab Do, 21.2., im Kino