Geld regiert die Welt. Wenn hohe Summen aus dubiosen Quellen im Spiel sind, kann es schnell einmal illegal werden. Stichworte: Geldwäscherei, Steuerflucht. Diese Erkenntnisse sind nicht neu, werden aber im Film von Denys Arcand auf originelle Art verhandelt. Verpackt ist Arcands
Gesellschaftskritik in einen Krimi. Ein «Guter» wird darin zufällig mit der Welt der Gangster konfrontiert.
Dreh- und Angelpunkt des turbulenten Geschehens ist der junge Pierre-Paul Daoust (Alexandre Landry) in Montreal. Gleich in der ersten Szene lernen wir seine Denkart kennen. Gegenüber seiner künftigen Ex sagt Pierre-Paul Dinge wie: «Ich bin zu intelligent. Das ist kein Vorteil, sondern ein Nachteil.»
Ein Raubüberfall und seine Folgen
Pierre-Paul spricht über berühmte Schriftsteller wie Tolstoi und Dostojewski, Philosophen wie Jean-Paul Sartre und Politiker – «alles Verlierer». Was in den USA passiert ist, kommentiert er so: «63 Prozent haben Trump gewählt – Idioten verdienen Trottel. » Er ist Philosoph und trägt einen Doktortitel. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er allerdings als Paketbote. Daneben arbeitet er als Ehrenamtlicher bei einer Lebensmitteltafel für Randständige. Bei einer seiner Paketauslieferungen gerät Pierre-Paul in einen blutigen Raubüberfall. Er kommt unverhofft in den Besitz einer Unmenge Geld, etliche Millionen sind es. Doch was tun? Wohin damit?
Antworten erhofft sich Pierre-Paul vom Kriminellen Sylvain «The Brain» Bigras (Rémy Girard). Im Fernsehen erfährt er, dass dieser aus der Haft entlassen wird, nachdem Bigras in Halbgefangenschaft an der Uni einen Bachelor in Finance Management erlangt hat. Der richtige Mann für die Lösung von Pierre-Pauls Problem: «Helfen Sie mir, ich habe zu viel Geld.» Unterstützung bekommt er auch von der bildschönen Escort-Dame
Aspasie (Maripier Morin), die eigentlich Camille heisst. Die Lage ist bedrohlich: Die Drogenmafia will ihr Geld zurück, die Polizei ermittelt ebenfalls.
Ein Geldfluss rund um die Welt
Pierre-Paul verfolgt mit Bigras’ gütiger Mithilfe einen raffinierten Plan. Von einem Treuhänder mit Beziehungen zu Camille erhält seine Truppe Tipps, wie es geht: ein Geldfluss rund um die Welt, von den Virgin Islands über die Seychellen und Jersey bis London und schliesslich in die Schweiz. Ein Ausland-Depot bietet sich an, in Lausanne oder Zürich – «wie das IOC und die Fifa». Wobei: «Man kann den Schweizer Bankiers nicht mehr trauen.» Es darf verraten werden, dass der Coup der «Gutmenschen » gelingt: Das global funktionierende Geldsystem kann mit seinen eigenen Mitteln trickreich überlistet werden.
Mit dem vergnüglichen Film über Kapitalismuskritik vollendet der kanadische Regisseur und Drehbuchautor Denys Arcand (*1941) eine Trilogie, die er 1986 mit «Le déclin de l’empire américain » begann und mit dem Oscar-gekrönten «Les invasions barbares» (2003) fortsetzte.
La chute de l’empire américain
(The Fall Of The American Empire)
Regie: Denys Arcand
Ab Do, 8.8., im Kino