Film «Una questione privata»: Im Nebel der Zeit
Die Gebrüder Taviani erzählen in ihrem letzten gemeinsamen Film «Una questione privata» eine packende Geschichte von Mut und Widerstand, Freundschaft und Liebe in Kriegszeiten.
Inhalt
Kulturtipp 13/2018
Letzte Aktualisierung:
19.06.2018
Babina Cathomen
Piemont, 1943: Die Faschistenherrschaft liegt in den letzten Zügen. Partisanengruppen durchstreifen die bergige Landschaft der Region Langhe und liefern sich mit deutschen Truppen sowie einheimischen Schwarzhemden letzte Gefechte. Paolo und Vittorio Taviani blenden wie bereits in ihrem Meisterwerk «La Notte di San Lorenzo» (1982) in die Zeit der «Resistenza» zurück.
Dass das Kapitel noch nicht abgeschlossen ist, zeigt die von rechten Populiste...
Piemont, 1943: Die Faschistenherrschaft liegt in den letzten Zügen. Partisanengruppen durchstreifen die bergige Landschaft der Region Langhe und liefern sich mit deutschen Truppen sowie einheimischen Schwarzhemden letzte Gefechte. Paolo und Vittorio Taviani blenden wie bereits in ihrem Meisterwerk «La Notte di San Lorenzo» (1982) in die Zeit der «Resistenza» zurück.
Dass das Kapitel noch nicht abgeschlossen ist, zeigt die von rechten Populisten geprägte Politik in Europa. «Der Antifaschismus ist zurück als ein Thema von grosser Aktualität», sagt Paolo Taviani. Über 60 Jahre lang hat er mit seinem Bruder Filme inszeniert, die von Widerstand und Hoffnung erzählen. Im April ist Vittorio Taviani 79-jährig in Rom gestorben. «Una questione privata» ist sein poetisches Vermächtnis.
Im Krieg Seite an Seite, in der Liebe Rivalen
Frei nach dem 1963 erschienenen Roman des italienischen Dichters Beppe Fenoglio erzählen die Brüder eine Liebes- und Kriegsgeschichte. Im Zentrum steht der Partisan Milton (Luca Marinelli). Er will seinen Freund Giorgio (Lorenzo Richelmy) retten, der in die Hände der Schwarzhemden gefallen ist. Als er das Gerücht hört, dass Giorgio zu Friedenszeiten ein Verhältnis mit seiner Angebeteten Fulvia (Valentina Bellé) gehabt hat, stürzt er in eine Krise. Beide jungen Männer hatten um die Gunst der Schönen gebuhlt. In rasender Eifersucht macht er sich auf die Suche nach Giorgio, um ihm die Wahrheit zu entlocken.
Während sich Milton durch dichten Nebel schlägt, sind seine Erinnerungen an Fulvia lichtdurchflutet. Die Regisseure finden zum Irrsinn des Kriegs starke Bilder. Unter die Haut geht etwa die Szene, als ein blutjunger Bote der Partisanen von einem Faschisten an die Wand gestellt wird. Der Faschist ist im selben Dorf aufgewachsen, kennt den Boten und seine Eltern, doch er zögert nur kurz und gibt das Kommando zum Erschiessen. Der ungläubige Gesichtsausdruck des Jungen und seine schlichte Frage «Sterben?» widerspiegeln die Unschuld der Jugend angesichts des sinnlosen Tötens.
Una questione privata
Regie: Paolo & Vittorio Taviani
Ab Do, 14.6., im Kino