«Es gibt nur zwei Dinge, die wichtig sind: Was du getan hast und was du bereust. Und dann ist da das, was du nicht getan hast, aber hättest tun sollen.» Diese Lebensweisheit hat der alternde Schriftsteller Max Zorn verinnerlicht. In seinem Leben gibt es die eine grosse Liebesgeschichte, die er vorzeitig beendet hat, der er aber noch 17 Jahre später nachtrauert. Darüber hat er einen Roman geschrieben, mit dem er nun in New York Buchvernissage feiert. Obwohl er inzwischen mit der jüngeren Clara liiert ist, kreisen seine Gedanken um seine verlorene Liebe Rebecca. Er nimmt mit ihr Kontakt auf, und die beiden besuchen ihr einstiges Liebesnest: den Küstenort Montauk auf Long Island.
Der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff, der eng mit Max Frisch befreundet war und bereits «Homo Faber» verfilmt hat, nimmt in «Return to Montauk» Motive von Frischs Erzählung von 1975 auf. Er kreiert daraus seine eigene, ebenfalls autobiografisch geprägte Geschichte.
Bedauern über verpasste Chance
Im Kern geht es wie bei Frisch um das unwiderrufliche Verrinnen der Zeit und die Verletzungen, welche die Liebe hinterlässt. Er schildert das Bedauern über verpasste Chancen, den Versuch, die Vergangenheit aufleben zu lassen, schliesslich die Entzauberung der Erinnerung. Denn Rebecca, inzwischen eine erfolgreiche Anwältin, ist eine andere als die im Buch erträumte Frau. Die erotische Spannung zwischen ihnen besteht nach wie vor, aber Max erfährt auch Kränkungen: Rebecca hat eine tragische Liebe mit einem anderen Mann hinter sich, die im Kontrast zu Max’ Unfähigkeit steht, Verantwortung zu übernehmen.
Das Schauspielensemble im mit sehnsuchtsvollen Landschaftsbildern ausgestatteten Film überzeugt durchwegs: Der schwedische Star Stellan Skarsgard brilliert als zaudernder, leicht egozentrischer Autor in der Krise, Nina Hoss als geheimnisvolle, selbstbewusste und doch verletzliche Frau. Susanne Wolff gibt Max’ Partnerin Clara, die ihm treu bleibt, ohne ihre Stärke zu verlieren. Das Jungtalent Isi Laborde als Max’ Assistentin Lindsey verkörpert die neue Generation, die den Altherren-Leiden mit klaren Worten begegnet.
Return to Montauk
Regie: Volker Schlöndorff
Ab Do, 22.6., im Kino