Sie gehören zu den Letzten, die noch da sind. Doch die Familie will unbedingt bleiben. Vater Motaz (Samer al-Masri) ist der Patriarch, der in alten Mustern verharrt. Seine 14-jährige Tochter Zeina (Hala Zein) will er viel zu jung verheiraten, während seine Ehefrau Hala (Kinda Alloush) ihrem Kind nicht das gleiche Schicksal zumuten will, das sie selber erleben musste.

Zeinas beide älteren Schwestern sind schon aus dem Haus und aus dem Land. Eines Tages schlägt eine Rakete im Haus ein. Sie reisst riesige Löcher in die Wände und in die Decke von Zeinas Zimmer.

Sie kann jetzt den Himmel sehen. Als der Nachbarsjunge Amer (Nizar Alani) ihr einen Strick herunterreicht, kommt Zeina zum ersten Mal aufs Hausdach mit einzigartiger Aussicht. Hier oben zeigt Amer ihr einen Film über seine erste Familienferienfahrt ans Meer.

Das Meer als Symbol kehrt wieder als Sehnsuchtsbild. Auf der anderen Seite ist es eine Bedrohung für das Leben von Geflüchteten. Im Film ist das Meer Teil von märchenhaften Szenen eines «magischen Realismus», wie Regisseurin Kaadan sagt. Etwa wenn sich der blaue Himmel in Wasser verwandelt, auf dem Zeina Steine hüpfen lassen kann.

Flucht durch einen Tunnel in die freie Zone
Zeinas Mutter Hala beschliesst, zu flüchten, durch einen Tunnel, der in die freie Zone führt. Ihre Tochter geht mit ihr. Sieirren lange durch die Trümmer der Stadt, bis Amer, der sie mit seiner Drohne aufgespürt hat, ihnen den richtigen Weg weist. Ein Tunnelwächter chauffiert Hala, Zeina und Amer in Richtung Meer …

Der Film «Nezouh» spielt an einem konkreten Kriegsschauplatz. Darüber hinaus besitzt er universelle Gültigkeit. Regisseurin Kaadan sagt dazu: «Die Familie in ‹ Nezouh› könnte jede Familie auf dieser Welt sein, die vor dem Dilemma steht, ob sie bleiben oder alles zurücklassen soll.» Sie widmet ihr Werk  «allen Syrern und Syrerinnen, die in diesem Krieg gestorben sind» sowie «allen Geflüchteten, die im Meer ertrunken sind». «Nezouh» wurde unter anderem in Venedig 2022 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Nezouh
Regie: Soudade Kaadan
Syrien/UK/F 2022, 103 Minuten
Ab Do, 13.4., im Kino