Glencore im zugerischen Baar gehört zu den Hauptakteuren des globalen Rohstoffhandels.Im August veröffentlichte das Unternehmen die aktuellen Zahlen. Gemäss Halbjahresbilanz 2017 hat der Konzern über 100 Milliarden Dollar Umsatz (+ 44 Prozent) und 2,45 Milliarden Gewinn gemacht.
Filmautor Daniel Schweizer hat sich nach Südamerika und nach Afrika aufgemacht, um die Zustände im Rohstoffhandel näher zu beleuchten. Die Einheimischen etwa im Amazonasgebiet klagen, wie rücksichtslos ein Rohstoffkonzern mit ihrem Land umgeht. Der lokale Bergbau liegt heute dort, wo früher ihr Friedhof war. Der Dorfälteste stellt nüchtern fest: «Sie haben uns unser Land genommen.» Hier ist der Vale-Konzern aktiv mit Firmensitz in Saint-Prex am Genfersee. Bei der NGO-Auszeichnung «Public Eye Award» erhält Vale den Preis für das schlimmste Unternehmen.
Engagiert politisch und aufklärerische Doku
Im afrikanischen Sambia betreibt Glencore eine der grössten Kupferminen Afrikas. Die toxischen Ausstösse des Werks heissen bei den Einheimischen «Senta» (giftiger Wind). Unmittelbar neben einem Wohnviertel sind die Immissionen von Schwefeldioxiden massiv. Das Leben ist hier lebensgefährlich.
Daniel Schweizer ist mit der Kamera dabei, als die Aussenpolitische Kommission des Nationalrats die Glencore-Mine im peruanischen Espinar besucht. In fliessendem Spanisch macht SP-Nationalrat Carlo Sommaruga kritische Anmerkungen; Maximilian Reimann (SVP) zeigt sich überrascht davon, «was die ideologisierten linken NGOs behaupten».
Glencore-CEO Ivan Glasenberg hält vor der Kamera den Kopf hin. Seine Statements künden davon, wie viel Gutes Glencore für die Welt tut («Es ist ein Segen für diese Länder.» – «Wir respektieren Menschenrechte und Umweltstandards.»). Die Bilder des Films sprechen eine andere Sprache.
Neben den eindrücklichen Aufnahmen vor Ort mit Beteiligten und Betroffenen kommen auch Kritiker zu Wort, darunter NGO-Vertreter. Der frühere Schweizer Ständerat und Oberstaatsanwalt Dick Marty sieht im Gebaren der Rohstoffhändler «eine Gefahr für den guten Ruf der Schweiz».
Die Schweiz bleibt ein Handelsparadies für Rohstofffirmen. Der Preis, den Einheimische in den Abbauregionen dafür zahlen, ist hoch. Das belegt der Film anschaulich, engagiert politisch und aufklärerisch.
Der Westschweizer Regisseur Daniel Schweizer hat für «Trading Paradise» den CH-Dokfilm-Wettbewerb 2013 vom Migros Kulturprozent gewonnen. Die mit einer guten halben Million Franken dotierte Auszeichnung erlaubt einem Regisseur, seinen Film praktisch ohne weitere Unterstützung realisieren zu können.
Trading Paradise
Regie: Daniel Schweizer
Ab Do, 21.9., im Kino