Es herrschen strenge Sitten in der Pariser Rap-Szene. Der junge Far’Hook (Rapper Sadek) streitet sich mit einer verfeindeten Gang und muss bis zu seinem Auftritt in Marseille untertauchen. Sein Konkurrent Sphinx macht ihm die Vorherrschaft der jungen Szene streitig. Produzent Bilal hat in dieser kritischen Situation einen Plan: Far’Hook soll sich mit Bilals Vater Serge (Gérard Depardieu) auf eine besondere Mission begeben, die eigentlich Bilals Angelegenheit wäre. Doch Vater und Sohn haben sich zerstritten.
Ein besonderes Versprechen
Die Mission: Bis zum Auftritt im Vorprogramm einer internationalen Hip-Hop-Grösse in Marseille soll der Rapper Far’Hook den alten Serge begleiten. Serge hatte es seiner Frau vor deren Tod versprochen: Er würde sich mit seinem Sohn Bilal, der damals noch Mathias hiess und noch nicht zum Islam übergetreten war, auf die Spuren von Claude Joseph Vernet (1714–1789) begeben. Vernet war ab 1753 Hofmaler von König Louis XV. und unter anderem mit der Aufgabe betraut, die wichtigsten Militär- und Handelshäfen Frankreichs zu malen. Serge, ein rassistischer Griesgram und verhärmter Witwer, will die Gemälde von Vernet an den Originalschauplätzen im Heute nachmalen. Als gläubiger Christ muss er sich nun mit einem Fremden, einem anderen Muslim, einem Araber, abgeben.
So macht man sich mit einem Kleinlaster auf den Weg von Arras im Norden Frankreichs bis nach Marseille hinunter. Serge ist bestens gerüstet mit Staffelei und allem, was dazugehört. Einmal offenbart der pensionierte Handwerker gegenüber Far’ Hook, wie er malen gelernt hat: von einem Mithäftling im Knast («Ich hatte eine Fabrik abgefackelt»). Serge weiss kunstgeschichtlich Bescheid. Far’Hook hingegen, der Sprachartist, kann Baudelaires «L’Albatros» rezitieren.
Gegensätzlicher könnten die Männer nicht sein. Zu Annäherungen kommt es trotzdem. Zwar meint Serge anfangs noch, die Musik des Jungen sei nur Lärm. Er fragt einmal: «Machst du islamische Musik?» – Antwort: «Nein, es ist Rap.» Da staunt Serge umsomehr, als Far’Hook im Frühstücksraum ihres Hotels das Chanson «Je suis malade» von Serge Lama mitsingen kann, das gerade im Radio läuft. Dann streitet man sich erneut, begegnet Menschen unterwegs, nähert sich wieder an. In Marseille kommt es unter tatkräftiger Mithilfe von Serge zum grossen Showdown …
Gérard Depardieu, der als Privatmann in den letzten Jahren eher negativ auffällt (Pöbeleien, Putin-Treue u.a.), beweist in der Rolle des verletzlichen miesepetrigen Serge, welch grossartiger Schauspieler er nach wie vor ist. Man sollte ihm mehr solche Gelegenheiten geben. Regisseur und Drehbuchautor Rachid Djaïdani gefällt auch bei seiner zweiten Regiearbeit. Für ihn ist Depardieu «der Mohammed Ali des Kinos».
Tour de France
Regie: Rachid Djaïdani
Ab Do, 2.3., im Kino