Film: Tödliche Liebe
In «Undine» bereitet Christian Petzold den märchenhaften Nixen-Stoff neu auf und zeigt eine verfluchte Liebende in einem heutigen Berlin. Ein bezaubernder Film zwischen Realismus und Romantik.
Inhalt
Kulturtipp 18/2020
Urs Hangartner
Wer sie verlässt und nicht mehr liebt, den muss sie töten. Und dann geht sie zurück ins Wasser. Dies ist die Bestimmung im Mythos der Nixe Undine, des romantisch-märchenhaften Wassergeistes. Sie hat die Literatur immer wieder angeregt, in Werken von Ludwig Tieck und Friedrich de la Motte Fouqué bis Hans Christian Andersen, Oscar Wilde und Ingeborg Bachmann.
Der Filmregisseur Christian Petzold («Barbara», «Transit») verwand...
Wer sie verlässt und nicht mehr liebt, den muss sie töten. Und dann geht sie zurück ins Wasser. Dies ist die Bestimmung im Mythos der Nixe Undine, des romantisch-märchenhaften Wassergeistes. Sie hat die Literatur immer wieder angeregt, in Werken von Ludwig Tieck und Friedrich de la Motte Fouqué bis Hans Christian Andersen, Oscar Wilde und Ingeborg Bachmann.
Der Filmregisseur Christian Petzold («Barbara», «Transit») verwandelt den Undine-Stoff in ein modernes Grossstadtmärchen. Die Ausgangslage bleibt: «Wenn du mich verlässt, muss ich dich töten. Das weisst du doch.» Das sagt die promovierte Historikerin Undine Wibeau (Paula Beer) ihrem untreuen Johannes, der sein Liebesversprechen gebrochen hat – und tatsächlich sterben wird.
Rendez-vous in einer Wasserflut
Undine arbeitet als Führerin in der Senatsstelle für Stadtentwicklung und Wohnen und weiss dem Publikum viel Wissenswertes über die einstige Wasserstadt Berlin zu vermitteln. Im Café gegenüber kommt es zu einem heftigen Treffen: Undine und der Industrietaucher Christoph (Franz Rogowski) liegen inmitten von Wasser und Glassplittern nebeneinander, nachdem ein Aquarium geborsten ist. Eine neue Liebe.
Undine hofft, ihren Fluch brechen zu können. Ausgerechnet mit einem «Wassermann» könnten sich ein neues Leben und eine Liebe für die Wasserfrau verwirklichen. Doch das Schicksal will es anders ...
Christian Petzold hat die alte Geschichte neu interpretiert, modernisiert und am heutigen Schauplatz Berlin angesiedelt. Sein Film changiert zwischen Realismus, Romantik und dem Unwirklich-Entrückten. Man mag es leicht manieriert oder schlicht poetisch finden, was ihm in den anspielungsreichen Unterwasser-Aufnahmen zur Liebe einfällt. Auf alle Fälle bezaubert Undine, beziehungsweise ihre preisgekrönte Darstellerin Paula Beer, die Männer im Film und das Kinopublikum.
Undine
Regie: Christian Petzold
Ab Do, 27.8., im Kino