Es ist das Jahr 1953. Radio Moskau überträgt live Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur. Ein Mann mit Schnauz ist am Empfangsgerät derart vom Gebotenen angetan, dass er per Telefonat in den Aufnahmeraum vom Radio-Produzenten eine Platte davon bestellt. Der Anrufer heisst Stalin. Das Konzert wurde dummerweise nicht aufgezeichnet und muss nun wiederholt werden.
Die Solistin weigert sich vorerst. All ihre Angehörigen sind Opfer von Stalins Terrorherrschaft geworden und tot. Der Dirigent muss ersetzt werden. Man holt einen anderen aus dem Bett, der erst meint, er werde Opfer einer Säuberungsaktion. Er muss aber nur dirigieren.
Stalins Tod und die Hektik danach
Die Platte der Aufnahme wird gepresst, doch der Pianistin Marija gelingt es, in der Hülle einen Zettel mit einer Schmähbotschaft an den Diktator zu platzieren. In seiner Datscha hört sich Stalin, der musisch Affine, die Aufnahme an, liest den Zettel – und fällt um. Schlaganfall. Ärzte sollen den Tod klären, aber alle guten Mediziner sind entweder in Lagerhaft oder umgebracht.
Nach diesem dramatischen Auftakt geht es los: Gewusel und Gerangel herrschen wegen der «Nachfolgeregelung». Wem wird die Gunst gewährt, den nun toten Tyrannen im Machtvakuum zu beerben? Die Angehörigen des Politbüros werden aktiv. Man geht in den eigenen Rivalen-Reihen munter über Leichen. Immer lauert die Gefahr, dass sich der eigene Name auf einer Säuberungsliste findet, was Lager, Folterkeller oder Erschiessung bedeutet. Bevor es für einen an der Spitze weitergeht, muss Stalin in der Säulenhalle noch die letzte Ehre erwiesen werden.
Am Ende ist wieder Zeit für Klassik. Im Konzertsaal lauscht Nikita Chruschtschow Tschaikowskys 6. Sinfonie. Hinter ihm sitzt schon der nächste: Leonid Breschnew.
Hochkarätige Darsteller aus England
Der Hintergrund dieser bösen, schwarzen Komödie ist authentisch: Vieles von dem Unglaublichen, das hier gespielt wird und erfunden scheint, entspricht historisch Verbürgtem. Das Drehbuch basiert auf dem französischen Comic «La Mort de Staline» von Zeichner Thierry Robin und Szenarist Fabien Nury.
Der englische Regisseur Armando Iannucci, Spezialist für Satirisches, hat ein hochklassiges Ensemble versammelt, mit Schauspielgrössen aus England und den USA, darunter Steve Buscemi (kahlköpfig als Nikita Chruschtschow), der gefeierte Shakespeare-Darsteller Simon Russell Beale als Geheimpolizeichef Beria, Jeffrey Tambor (Malenkow), Michael Palin (Monty Python, als Aussenminister Molotow), Rupert Friend (Stalin-Sohn Wassili). Olga Kurylenko, das Bond-Girl in «Quantum Of Solace, verkörpert die Pianistin Marija.
In Russland darf der Film nicht gezeigt werden. Er wurde im Januar auf Betreiben des Kultusministeriums verboten. Er beleidige und entehre den Politiker Stalin.
The Death Of Stalin
Regie: Armando Iannucci
Ab Do, 12.4., im Kino