Seit 16 Jahren ist Florence Green (Emily Mortimer) Witwe. Ihr Mann ist im Krieg gefallen. Doch eine grosse Liebe hat sie sich bewahren können – jene zu den Büchern. «Ich lese für mein Leben gern», gesteht sie dem Banker, der ihr ein Darlehen für ihre Buchhandlung gewähren soll. Die Erzählstimme im Off (Julie Christie) sagt dazu: «Sie wollte unbedingt ihren Traum verwirklichen.»
Bekanntschaft mit einem Eigenbrötler
Im fiktiven Kaff Hardborough an der Küste der englischen Grafschaft Suffolk steht Ende der 1950er-Jahre ein Haus leer. Alle nennen es nur «The Old House». So wird Florence auch ihre Buchhandlung taufen: «The Old House Bookshop». Ein gewagtes Unternehmen, denn im Dorf leben kaum Leser, geschweige denn potenzielle Buchkäufer.
Ausser einem: Draussen auf einem Herrschaftssitz wohnt der eigenbrötlerische, menschenscheue Mr Brundish (Bill Nighy). Der Büchernarr wird zu Florence’ bestem Kunden und zu ihrem Verbündeten, wenn es darauf ankommt.
Mr Brundish hält nichts davon, dass man Bücher immer verstehen muss. Und drückt das in einem schönen Bonmot aus: «Verständnis macht den Verstand faul.» Brundish verfügt über einen ausgesuchten Lektüregeschmack, mag aber gewisse Klassiker überhaupt nicht. «Damned Brontë Sisters!», ruft er einmal aus. Vor allem aktuelle Titel möchte Brundish lesen, und er bittet Florence um Empfehlungen. Der neue Roman von Ray Bradbury hat es ihm angetan: «Fahrenheit 451». Per Brief lässt er der Buchhändlerin ausrichten: «Schicken Sie mir mehr Bücher von Bradbury.»
Eines Tages bestellt Florence 250 Exemplare von Vladimir Nabokovs Skandalroman «Lolita». Nur schon die Präsentation im Schaufenster sorgt für Aufregung. Das Buch beschädigt ihren Ruf. Florence weiss noch nicht, dass es eine gezielte Aktion war, ihr «Lolita» zu empfehlen.
Eine adlige Dame als Gegenspielerin
Florence wird das Opfer von Intrigen ihrer Gegenspielerin Violet Gamart (Patricia Clarkson). Die adlige Dame möchte die Buchhändlerin aus dem Haus vertreiben. Ein neues Gesetz erlaubt der Gemeinde, eine leer stehende Liegenschaft zu enteignen. Das Spukhaus, das vor Florence Greens Engagement lange leer gestanden war, soll laut Lady Violets Plan ein regionales Kulturzentrum werden. Florence Greens Traum nimmt deshalb ein abruptes Ende. Doch in einem dramatischen Schluss wird gezeigt, dass das Haus auch nicht mehr für Mrs Gamart und ihre Pläne zur Verfügung stehen wird.
Der Film berichtet von der unbedingten Liebe zur Literatur und von heldenhaftem Herzblut für die Bücher. Er erzählt vom Verwirklichen eines Traums gegen viele Widerstände. Und er zeigt, wie dieser Traum an der Wirklichkeit zerbricht, weil sich ein liberaler Geist Ende der 1950er-Jahre in einem provinziellen kulturfernen Milieu nicht entfalten darf.
The Bookshop
Regie: Isabel Coixet
Ab Do, 17.5., im Kino