Hinter dem nächtlichen Horizont, über der Hügelsilhouette, steigt Rauch auf. Man hört Flugzeug- und Schiessgeräusche. Auf der Strasse brennende Fahrzeuge. Ruinen stehen am Wegesrand. Es herrscht Krieg. Es ist die Zeit der Nato-Bombardements. Die Zeit- und Ortsangabe zu Beginn des Films lautet: «1999. Jugoslawische Republik».
Vlada (Leon Lucev) ist mit einem Lastwagen unterwegs. Man hat eine schreckliche Ahnung davon, welche Ware da vom Kosovo nach Belgrad gebracht wird. Wie es steht im Land, zeigen die Szenen am Strassenrand und die Begegnungen in diesem Roadmovie. Es sind zerstörte Welten und versehrte Menschen.
Unterwegs nimmt Vlada einen jugendlichen Anhalter mit. Paja (Pavle Cemerikic) will nach Belgrad. Dann weiter nach Deutschland, in ein besseres Leben. Paja spielt Vlada eine Kassette ab mit Musik seiner aufgelösten Band. Auf die Frage «Was transportierst du?» antwortet Vlada: «Was sie mir geben. Ich frage nicht und weiss nicht, was.» Als eine Polizeistreife den Lastwagen bei einem Pannenhalt kontrollieren will, zeigt Vlada dem Uniformierten ein Schreiben – «Entschuldigung, wusste ich nicht», so der Beamte. Alles scheint in bester Ordnung. Einmal stoppt Vlada in der Nähe eines gewaltigen Bauwerks. Offensichtlich handelt es sich um ein Kriegsmahnmal aus alter Zeit.
Vlada erreicht Belgrad. Die Fracht wird entladen. Dann ein neuer Auftrag, zurück zu einer Militärbasis in Kosovo. Bei dieser Gelegenheit macht Vlada bei seiner Familie halt. Sein Sohn Ivan wirft ihm vor, dass er fast nie da sei. Der Vater erzählt dem Jugendlichen vom Grossvater, der einst als Partisan gegen die Faschisten gekämpft hat. Damals, das war «ein Krieg, nicht wie heute, dieses Videospiel».
«Botschaft» in eindrücklichen Bildern
Vlada, der eine böse Ahnung hat von seiner Fracht, stellen sich Fragen: nach Schuld, nach Mitverantwortung. Er trägt, so der doppelte Sinn des Filmtitels, eine Last, die ihm die Umstände aufgebürdet haben. Sohn Ivan spielt die Kassette des Anhalters Paja seiner Freundin vor. Man lauscht den Textzeilen, in denen von Hoffnung gesungen wird, «wenn alles untergeht», wo es auch heisst: «Nie werde ich aufgeben.» Seiner Freundin kündigt er an: «Ich werde eine Band gründen.»
Der erste Spielfilm des 1984 in Serbien geborenen Ognjen Glavonic legt den Finger in die Wunden der Geschichte, ohne allerdings richten oder werten zu wollen. Er erinnert an Verdrängtes, an die unterdrückte Wahrheit. Das kann historisch gedeutet werden, gilt aber als universelle Frage sehr wohl fürs Heute: Was die Last der Vergangenheit mit den Menschen macht. Der Film vermittelt seine «Botschaft» in eindrücklichen, bedrückenden Bildern, die einen so leicht nicht wieder loslassen.
Teret (The Load)
Regie: Ognjen Glavonic
Ab Do, 16.5., im Kino