Patrick Signer, den alle nur Sigi nennen, arbeitet als Sanitärinstallateur in Zürich auf dem Bau. In den Pausen prahlen die anderen damit, welch guten Sex sie übers Wochenende wieder hatten. Der junge Sigi (Joel Basman) ist Vollwaise und Single, ein Aussenseiter und einsamer Wolf, der sich nach Feierabend in seine kleine Wohnung zurückzieht, sich ein Bier und einen Joint gönnt.
Die Arbeitskollegen geben ihm den Tipp mit «Tinder», und Sigi versucht sein Glück auf der Dating-Plattform. Beim Treffen in einer Trendbeiz blitzt er prompt ab. Er ist gar nicht der Typ der stylishen Werbefrau, die nichts von einem Büezer wissen will.
Durch einen Kollegen vom Bau kommt Sigi zu Nebenbeschäftigungen, auch Schwarzarbeit genannt. Die Aufträge erhält er von Walti (Andrea Zogg). Nach getaner Arbeit gibts ein «Couvertli» mit «Nötli» drin. Walti, so wird sich im weiteren Verlauf der Handlung weisen, ist mehr als nur ein spendabler Immobilienbesitzer.
Realistischer Blick in die Welt der Arbeiter
Eines Tages lernt Sigi Hannah (Cecilia Steiner) kennen. Sie verteilt auf dem Zürcher Helvetiaplatz Flyer für eine Party. In Tat und Wahrheit handelt es sich bei der beworbenen Veranstaltung um eine sogenannte «Celebration» einer Freikirche. Sigi gibt sich bei Hannah als Werber aus. Er kauft sich eine Bibel, macht eine Weile mit bei der Gruppe. Und merkt nicht, dass hinter Hannahs vermuteter Zuneigung andere Motive stecken könnten.
Da entdeckt ihn Hannah zufällig auf der Baustelle – Sigis Lüge fliegt auf. Fortan ignoriert sie seine Anrufe. Sigi fühlt sich hintergangen. Wut staut sich in ihm auf, die schliesslich zum vehementen Ausbruch kommt. Nicht nur die Wut auf die verlogene Freikirche entlädt sich, auch Walti gibt guten Grund, sich gegen ihn zu wenden.
Walti, anfangs burschikos-joviale väterliche Figur, entpuppt sich als schmieriger Krimineller. Er muss einen hohen Preis zahlen für sein schändliches Treiben im Milieu. Dabei bewegt sich Andrea Zoggs Darstellung des Walti hart an der Grenze zum Klischee vom bösen Bündner im Unterland.
Selten genug gewährt ein Schweizer Spielfilm den realis-tischen Blick in die Welt der Arbeiter. Mit grosser Glaubwürdigkeit gelingen bei «Der Büezer» das Eintauchen in das besondere «Biotop» und das Zeichnen der Charaktere – sowohl im Arbeiter- wie im Rotlichtmilieu.
Realisation dank viel Gratisarbeit
«Der Büezer» konnte als Low-Budget-Produktion nur dank viel Gratisarbeit realisiert werden. Regisseur und Drehbuchautor Hans Kaufmann, mit Jahrgang 1991, hat 2014 sein Filmstudium abgeschlossen und für sein Kinodebüt «Der Büezer» eigens die Produktionsfirma Milieu Pictures gegründet. Auch für den stark aufspielenden Hauptdarsteller Joel Basman schien es eine Herzensangelegenheit: Er hat den Film mitproduziert.
Der Büezer
Regie: Hans Kaufmann
Ab Do, 12.9., im Kino