Film «Shoplifters»: Fast eine Familie
Der japanische Regisseur Kore-eda Hirokazu erkundet im herzergreifenden Film «Shoplifters» erneut das Phänomen Familie. In Cannes gab es dafür die Goldene Palme.
Inhalt
Kulturtipp 26/2018
Letzte Aktualisierung:
10.12.2018
Urs Hangartner
In einem Supermarkt gehen die beiden ihrer kleinkriminellen Tätigkeit nach: Vater Osamu Shibata und der Halbwüchsige Shota praktizieren als eingespieltes Team erfolgreich das Gewerbe des Ladendiebstahls. Auf dem Heimweg begegnen sie einem kleinen Mädchen, scheu und stumm. Sie nehmen es mit zu sich nach Hause. Hier kümmert man sich liebevoll um die Kleine. Die Wunden auf ihrem Körper stammen offensichtlich von häuslicher Gewalt. Die traumatisierte Juri wird neues ...
In einem Supermarkt gehen die beiden ihrer kleinkriminellen Tätigkeit nach: Vater Osamu Shibata und der Halbwüchsige Shota praktizieren als eingespieltes Team erfolgreich das Gewerbe des Ladendiebstahls. Auf dem Heimweg begegnen sie einem kleinen Mädchen, scheu und stumm. Sie nehmen es mit zu sich nach Hause. Hier kümmert man sich liebevoll um die Kleine. Die Wunden auf ihrem Körper stammen offensichtlich von häuslicher Gewalt. Die traumatisierte Juri wird neues Familienmitglied – ein Akt der Menschlichkeit.
Die Shibatas bilden eine Gemeinschaft am Rande der Stadt und der Gesellschaft, ein Drei- oder gar Vier-Generationen-Haushalt, der soweit gut funktioniert. Auch wenn sich diese Menschen in prekären ökonomischen Verhältnissen befinden.
Das Gefühl des Zusammengehörens
Osamu lässt sich als Bauarbeiter lieber krankschreiben. Die Grossmutter lebt von einer Pension. Osamus Frau Nobuyo schuftet in der Wäscherei, wo Kurzarbeit eingeführt wird. Tochter Aki verdingt sich in einer Peepshow: Hinter Glas erregt sie im Schulmädchengewand ihre Kunden. Und bald geht die kleine Juri mit auf Diebestour, unterwiesen von ihrem neuen «Bruder» Shota. Doch wie lange kann das gut gehen? Es stellt sich heraus: Nichts ist, wie es scheint. Die Familienmitglieder sind längst nicht alle richtige Verwandte. Aber das Gefühl des Zusammengehörens eint sie.
Nicht zum ersten Mal erkundet der japanische Filmemacher Kore-eda Hirokazu («Like Father, Like Son») das Phänomen Familie. Was definiert sie? Was hält sie zusammen? Gibt es eine Gemeinschaft jenseits des biologisch-verwandtschaftlichen Begriffs? Die Grossmutter spricht es einmal aus: «Normalerweise kann man sich seine Familie nicht aussuchen.» Und die Tochter zur Oma: «Manchmal ist es besser, sich eine Familie auszusuchen.» Hirokazu wurde für seinen Film im Frühling in Cannes mit der Goldenen Palme geehrt.
Shoplifters
(Manbiki Kazoku)
Regie: Kore-eda Hirokazu
Ab Do, 13.12., im Kino