Film: Schrei nach Freiheit
In Luàna Bajramis Regiedebüt «The Hill Where Lionesses Roar» wollen drei junge Frauen aus ihrem kosovarischen Landleben ausbrechen.
Inhalt
Kulturtipp 17/2022
Urs Hangartner
Das Leben ist trostlos für Li, Jeta und Qe, drei Teenager in einem abgelegenen Dorf in den Hügeln des Kosovo. Die Waise Jeta wird von ihrem Onkel bedrängt; Qe soll Vaters Nachfolgerin im Coiffeursalon werden, was sie überhaupt nicht will; und Li hat es ebenfalls schwer zu Hause. Die drei machen, was sie am liebsten tun: rumhängen. Dabei hätten die drei ein Ziel, denn sie möchten an die Uni. Doch daraus wird nichts. Dann taucht eine junge Frau im Dorf auf. Le...
Das Leben ist trostlos für Li, Jeta und Qe, drei Teenager in einem abgelegenen Dorf in den Hügeln des Kosovo. Die Waise Jeta wird von ihrem Onkel bedrängt; Qe soll Vaters Nachfolgerin im Coiffeursalon werden, was sie überhaupt nicht will; und Li hat es ebenfalls schwer zu Hause. Die drei machen, was sie am liebsten tun: rumhängen. Dabei hätten die drei ein Ziel, denn sie möchten an die Uni. Doch daraus wird nichts. Dann taucht eine junge Frau im Dorf auf. Lena (gespielt von Regisseurin Luàna Bajrami) lebt als Studentin in Paris und besucht ihre Grossmutter. Sie meint in einem Gespräch mit Jeta: «Ihr seid zusammen an einem schönen Ort.» Hier sei man doch freier als im Ausland. Jeta entgegnet ihr: «Es ist ein Gefängnis. Hier wird man verrückt. » Und Li sagt es so: «Wir haben das Recht, in unserer Heimat glücklich zu sein.» Es ist ihnen aber nicht vergönnt, dieses Recht einzufordern.
Aus der Clique wird bald eine kriminelle Gang
Die vier beschliessen, aus ihrer Clique eine Gang zu machen. Als «Löwinnen des Hügels» räumen sie bald ein Juweliergeschäft aus oder bedienen sich nachts in einem Supermarkt. Das Geld, das sie so «verdienen », geben sie etwa für einen Jaguar aus. Die gesprochenen Schlusszeilen in diesem Film lauten: «Wir haben keine andere Wahl. Wir haben immer noch ein Herz. Ein Herz, das am Ende explodiert.» Regisseurin und Drehbuchautorin Luàna Bajrami zeichnet das Porträt einer Generation, der sie selber angehört. Das Fortgehen-Wollen, die Suche nach Freiheit und einem anderen Leben – das sind universelle Themen, auch wenn sie ihren Film an einem konkreten Ort ansiedelt. Bajrami, die im Alter von sieben Jahren mit ihren Eltern vom Kosovo nach Frankreich ausgewandert ist, hatte ihren Durchbruch als Schauspielerin in «Portrait de la jeune fille en feu» (2019). Ihr beachtliches Regiedebüt realisierte sie mit gerade mal 18 Jahren. Respekt.
The Hill Where Lionesses Roar
Regie: Luàna Bajrami
Kosovo/F 2021, 83 Minuten
Ab Do, 18.8., im Kino