Seit er mit «Badlands» oder «The Tree Of Life» eine ureigene Filmästhetik gefunden hat, stehen die Hollywood-Stars Schlange bei Terrence Malick. Auch in seinem neuen Opus geben sie sich quasi die Klappe in die Hand. «Song To Song» spielt in Texas (wie fast alle Filme Malicks) und erzählt von einer Dreiecksgeschichte (wie viele Filme Malicks). Die Beteiligten sind Rooney Mara, Michael Fassbender und Ryan Gosling: alles Schönheiten mit opulentem Hollywood-Palmares. Da das Dreieck im Laufe der Geschichte zum Vieleck wächst, kommen weitere Beauty Players wie Natalie Portman oder Cate Blanchett dazu.
Wobei: Von einer Geschichte zu reden, ist übertrieben. Rooney Mara spielt die junge Musikerin Faye, die berühmt werden will. Sie gerät an den reichen Produzenten Cook (Fassbender), der dekadent und gestört ist. Ihre grosse Liebe ist Songwriter BV (Gosling), der mit Cook geschäftet. Faye gerät in einen Strudel aus Abhängigkeiten und seelischen Abstürzen. Das Ende ist happy, wenn auch durchzogen.
Die Bilder sind eine Wucht
Durchzogen wie so vieles in diesem Film. Malick (73) entwickelt sich zunehmend zum reinen Formalisten, der das Kryptische seiner Poesie in Kauf nimmt. So ist der Plot von «Song To Song» sekundär. Was diesen Film allenfalls sehenswert macht, ist Malicks Art zu erzählen.
Seine Bilder sind eine Wucht, zumal er mit dem legendären «Malick-Licht» arbeitet: natürlich schimmerndem Dämmerlicht. Die Montage ist meist rasant, was zu einem speziellen Effekt führt: Malicks aufgeladene Poesie reibt sich an einer hektischen Instagram-Ästhetik. Ein Paradox, das die Szenerie des erfolgreich-dekadenten Musikbusiness untermalt.
Apropos Dekadenz: Weite Strecken von «Song To Song» sind in Luxus-Appartments, Schlössern und postmodernen Villen gedreht, in denen die Beziehungskisten als raffinierte Vexierbilder erscheinen. In dieser «Schöner Wohnen» Atmosphäre lustwandeln die schönen Hollywood-Stars.
Schwere Kost: Wer zweieinhalb Stunden Lebenszeit entbehren kann für eine psychoanalytisch imprägnierte Bilderwalze, könnte an «Song To Song» Gefallen finden. Das Durchhalten erleichtert ein grandioser Soundtrack und Gäste wie Patti Smith oder Iggy Pop.
Song To Song
Regie: Terrence Malick
Ab Do, 18.5., im Kino