Sie stehen herum, trödeln, reden, rauchen. Wirklich vorwärts geht es nicht unbedingt, die beteiligten Menschen scheinen keine Eile zu kennen. Der Film hat denn auch nicht Realismus im Sinn, wenn er Szenen eines Umzugs von einer Wohnung in die andere zeigt.
Handlung, Bewegung gibt es kaum, eigentlich herrscht Ereignislosigkeit vor. Es geht um Blicke und Gesten, um Personen-Konstellationen, um leise aufbrechende Konflikte. Psychologie ist im Spiel, mehr aber noch stilisiert dargestellte Poesie aus dem Lebensalltag, in auffälligen Nahaufnahmen gedreht. Zwischendurch immer wieder Stillleben. Ein paar Mal geht es aus dem Kammerspiel hinaus an die frische Luft oder in eine imaginierte Welt auf hoher See.
Trilogie über das Zusammensein
Anlass zu alledem ist ein Umzug: Lisa (Liliane Amuat) verlässt die WG, ihre Freundin Mara (Henriette Confurius) bleibt. Ein schmerzhafter Vorgang der Trennung, was Einsamkeit und neue Sehnsüchte an den Tag bringt. Begehren entsteht, es knistert erotisch zwischen Lisas Mutter Astrid (Ursina Lardi) und dem Umzugshelfer Jurek, zwischen Mara und dem jungen Zügelmann Jan, der allerdings im Bett von Nachbarin Kerstin landet. Weitere Figuren sind involviert – Menschen und Tiere. Es kommen vor: zwei Hunde, zwei Katzen, ein Uhu, eine tote Fliege, Möwen und natürlich die Spinne des Filmtitels.
Mit ihrem ersten Spielfilm «Das merkwürdige Kätzchen» (2013) war den Berner Brüdern Ramon und Silvan Zürcher ein internationaler Festivalrenner mit grossem Zuspruch der Kritik gelungen. «Das Mädchen und die Spinne», der zweite Teil einer «Trilogie über menschliches Zusammensein», ist schon ausgezeichnet: An der jüngsten Berlinale erhielt das Werk den Filmkritik-Preis und in der Sektion «Encounters» den Preis für die beste Regie.
Das Mädchen und die Spinne
Regie: Ramon und Silvan Zürcher
CH 2021, 98 Minuten
Ab Do, 13.5., im Kino