«I läbe z’mittzt i däm Land» und «Oute isch ir Mitti» – solche Sätze hört man Pedro Lenz sprechen im Film. Er lebt selber in «Oute» (Olten), dem SBB-Mittelpunkt der Schweiz, wo sich Kilometer 0 des Eisenbahnnetzes befindet. Hier wohnt und arbeitet Pedro Lenz, wenn er nicht gerade unterwegs ist. Und er ist viel unterwegs – «Mis Läben isch Fahre». Vornehmlich mit der Bahn reist er von Ort zu Ort, von Auftritt zu Auftritt. Man sieht ihn lesen zur Musik einer Jazzkapelle, bei den Aufnahmen zum Hörbuch seines Erfolgsromans «Der Goalie bin ig», beim Redenhalten in Zürich oder beim Lese-Touren zusammen mit Pianist Christian Brantschen.
Wenn Pedro Lenz unterwegs ist, könnte vorne im Lokführerstand Jeannine Kiefer sitzen. Die Lokomotivführerin, von Haus aus Coiffeuse, ist eine Rarität in ihrem Beruf. In der Freizeit geht sie gerne mit der Armbrust zum Schiessstand. In einer weiteren Episode schaut Volkan Inler als Mitarbeiter der städtischen Reinigungsequipe, dass Olten sauber bleibt. Volkan ist der fünf Jahre ältere Bruder von Gökhan, dem Captain der Schweizer Fussballnationalmannschaft. Als Pedro Lenz mit Matto Kämpf am Fernsehen den Match Schweiz-Norwegen schaut, erklärt er, dass Gökhan alles von Volkan gelernt habe. Der Ältere trainiert derweil die Junioren von Trimbach.
«Wo d häre luegsch, Landschafte»: Das Mittelland ist nicht nur schön. In Kölliken AG steht die grösste freischwebende Halle der Schweiz. Darunter wird die Sondermülldeponie rückgebaut. Hunderttausende von Tonnen Gift werden hier entsorgt, in einer Landschaft, die auf dem Mond sein könnte. Wie ein Astronaut ist der ehemalige Spitzenruderer Marcel Hotz gekleidet, wenn er als einziger Mitarbeiter zu Fuss in der Halle unterwegs ist. Kölliken «mit sim Gift im Bode» als Beispiel für eine unschöne Schweiz.
Spannend und poetisch
Pedro Lenz ist auch Mitbesitzer einer Beiz (zusammen mit Autor-Kollege Alex Capus und Journalist Werner de Schepper). Im Oltener «Flügelrad» singt der Koch zu Weisen von Patent Ochsner. Hier serviert das eineiige Zwillingspaar Yolanda Biefer und Dolores Linggi. Die Schwestern sind Vorstandsmitglieder des schweizerischen Zwillingsvereins.
Auch ein typischer Mittelländler: der Aargauer SP-Politiker Cédric Wermuth. Im Film betreibt er gerade eigenhändig Wahlkampf, um in den Nationalrat gewählt zu werden. Pedro Lenz, der Fussballkenner, trifft praktizierend auf den Politiker Wermuth beim Spiel der Schweizer Autorenmannschaft gegen den FC Nationalrat.
Die beiden Regisseure Norbert Wiedmer (Co-Regisseur von «Blau») und Enrique Ros fügen die Menschenbilder und Landschaftsansichten zu einem runden Ganzen, das «Schweizer Befindlichkeit» heissen könnte. Ganz Alltägliches, unspektakulär spannend und auf eine eigene Art geradezu poetisch – über die Texte von Pedro Lenz hinaus.
Mitten ins Land
Mit Pedro Lenz
Regie: Norbert Wiedmer,
Enrique Ros
Ab Do, 5.2., im Kino