Von der Steppe in die Stadt und wieder zurück führt der Weg des Paars Dorj und Suren. Es wird eine beschwerliche, lange Reise. Die beiden Nomaden leben mit ihrer Schafherde weit abgelegen von der Zivilisation. Selbst der Arzt hat Mühe, die Jurte von Dorj und Suren zu finden. Er kommt mit seinem Motorrad angefahren, zur Kontrolle. Und er gibt den beiden den Rat, in die Metropole Ulaanbaator zu fahren. Denn Suren ist hochschwanger, zwei Fehlgeburten hat sie schon hinter sich. Am besten wäre ein Spitalaufenthalt.
Die beiden führen ein beschauliches, bescheidenes Leben, fernab von Hektik und Lärm einer Stadt. Mit dieser werden sie am Ziel ihrer Reise konfrontiert sein: mit einer fremden, abweisenden, ja, gefährlichen Welt.
Weil Dorj nicht Auto fahren kann, heuern sie einen Chauffeur samt Pick-up-Truck an. Mit ihnen unterwegs sind zwei Schafe auf der Ladefläche. Eines wird unterwegs verschenkt, als sie bei einer Hochzeit mit Essen und Gesang halt machen. Bei dieser Gelegenheit singt Dorj, was er sonst nie vor Leuten tut.
Dorj erle bt ein Abenteuer in der Grossstadt
In letzter Zeit hat er sich verändert. «Er war früher viel gesprächiger», meint Suren. Jetzt ist er mundfaul und mürrisch. Mit dem Chauffeur eskaliert die Situation einmal sogar, als Dorj ausrastet.
Etwas Gravierendes belastet die beiden, merkt der Schamane, den sie unterwegs besuchen. In einem spirituellen Ritual tanzt und trommelt er sich in Trance, um zum Schluss zu kommen: «Ich habe etwas gesehen – den Tod.»
Sie erreichen die Stadt, wo sie bei einem Freund unterkommen. Im Spital gibt es dann eine böse Überraschung: Der Aufenthalt kostet viel mehr als gedacht, weil ihnen ein Formular fehlt. Also soll Dorj versuchen, die Ohrringe, die er Suren zur Hochzeit geschenkt hatte, zu Geld zu machen. Vergeblich. Während Suren im Spital bleiben muss, erlebt Dorj ein dramatisches Grossstadtabenteuer. Er begegnet einer jungen Frau, die ihn zu einem Karaoke-Wettbewerb mitnimmt. Sie verbringen gar die Nacht zusammen. Hier verschränkt sich Dorjs Geschichte mit derjenigen von Jack, einem Taxifahrer – und Zuhälter.
Eine gute Nachricht gibt es: Dorj ist Vater geworden. Und er hat das nötige Geld aufgetrieben. Nach der Heimkehr der Familie reitet Dorj davon – um Autofahrstunden zu nehmen.
Der aus der Mongolei stammende, in Rapperswil lebende Regisseur Batbayar Chogsom legt mit seinem Spielfilmdebüt «Out Of Paradise» ein bemerkenswertes Roadmovie vor, das seine ländliche Welt ethnografisch treu abbildet. Es ist eine tatsächliche und eine psychologische Reise: Im Film steckt das Motiv des Stadt-Land-Kontrastes, festgemacht an eindrücklichen Landschaften und unwirtlicher Urbanität. Ebenso erzählt er universell von der Lebensreise von der Geburt bis zum Tod.
Out Of Paradise
Regie: Batbayar Chogsom
Ab Do, 27.9., im Kino