Film: Medizin auf der Strasse
Der englische Arzt Jack Preger ist seit Jahrzehnten humanitär in Kalkutta aktiv. Der Schweizer Regisseur Benoît Lange widmet ihm ein starkes Porträt.
Inhalt
Kulturtipp 21/2017
Urs Hangartner
Jack Preger ist medien- und öffentlichkeitsscheu, misstrauisch gegenüber Organisationen und Institutionen. Er will unabhängig bleiben und vertraut am liebsten auf viele kleine Spenden. Jack zeigt sich als ein Aktivist, der seinen Überzeugungen selbstlos Taten folgen lässt. Dem Schweizer Regisseur Benoît Lange ist es gelungen, dieses filmische Dokument zu realisieren. «Ich wollte nicht, dass er verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen.»
Jac...
Jack Preger ist medien- und öffentlichkeitsscheu, misstrauisch gegenüber Organisationen und Institutionen. Er will unabhängig bleiben und vertraut am liebsten auf viele kleine Spenden. Jack zeigt sich als ein Aktivist, der seinen Überzeugungen selbstlos Taten folgen lässt. Dem Schweizer Regisseur Benoît Lange ist es gelungen, dieses filmische Dokument zu realisieren. «Ich wollte nicht, dass er verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen.»
Jack stammt aus einer jüdischen Familie im britischen Manchester, wo er 1930 geboren wurde. Er wollte Rabbiner werden, wechselte zum Kommunismus und konvertierte schliesslich zum Katholizismus. Mit Frau und Kind zog er nach Wales, um Landwirtschaft zu betreiben. Von seiner Familie verlassen, bauerte er acht Jahre allein, bis ihn mit 35 auf dem Feld ein Geistesblitz ereilte: «Werde Arzt!» Am selben Abend schrieb er sich an der medizinischen Fakultät ein.
Mit 42 hörte er einen Aufruf am Radio, man suche Ärzte in Bangladesch. Jack ging hin, legte sich mit der Regierung an, wurde des Landes verwiesen und landete in Kalkutta. Unglaublich, mit welcher Energie und Selbstverständlichkeit er hier bis jetzt tätig wird. Er begründete unter anderem die Bewegung «Street Medicine»: Die medizinische Versorgung geschieht unter einer Blache auf den Trottoirs in den Strassen Kalkuttas. Jack und seine Mitarbeiter gehen in die Slums, zu den Ärmsten der Armen. Im Film heisst es einmal: «Seine ganze Welt ist auf diesem Trottoir. Seine Welt ist möglich. Diese Welt ist möglich.»
Auch im Bildungsbereich wurde Jack aktiv. In einem früheren Bordell richtete er eine Schule ein. Im Film ist ein weiteres Projekt gerade in Planung («Ich möchte herausfinden, wie man den Beduinen in Palästina Geld überweisen kann.»)
Eine berührende Doku. An den Solothurner Filmtagen wurde «Doctor Jack» der Publikumspreis zugesprochen.
Doctor Jack
Regie: Benoît Lange
Ab Do, 12.10., im Kino