Wann ist Mann ein Mann? Diese altbekannte Frage stellt sich der dänische Regisseur und Co-Autor Thomas Daneskov in seinem zweiten Film. Protagonist Martin (Rasmus Bjerg) hat sich allein aufgemacht in die Wildnis, rennt vor seinem bisherigen Leben davon. Er flieht vor der Verantwortung als Ehemann und Vater, sucht sich selbst und Sinn im Ganzen, hadert mit seiner eigenen Männlichkeit.
Martin ist ausgestiegen. Seiner Frau Anne flunkert er am Handy vor, dass er noch nicht wisse, wann das Team-Building-Seminar zu Ende sei. So lebt er nun schon zehn Tage in den norwegischen Wäldern, in Felle gekleidet, mit Axt und Pfeil und Bogen bewaffnet. Wenn Martin, der jetzt Jäger und Sammler ist wie seine Vorfahren, mit seiner Waffe auf ein Wild zielt, schiesst er allerdings schon mal daneben.
Als seine Vorräte zur Neige gehen, will er in einem Tankstellenshop für Nachschub sorgen. Geld hat er freilich keines dabei. Deshalb schlägt er ein Tauschgeschäft vor, Hirschleder und Axt gegen Bierdosen und Tiefgekühltes. Das geht nicht gut aus, es kommt zur Keilerei und zu Martins Flucht – alles aufgezeichnet per Videoüberwachung.
Begegnung mit einem Drogenschmuggler
Wieder draussen in der Natur kommt es für den bärenhaften Einsiedler zur Begegnung mit dem jungen Masu (Zaki Youssef). Der ist am Oberschenkel schwer verletzt. Martin weiss, wie man das mit groben Nadeln zusammenflicken kann. Masu ist von Beruf Drogenschmuggler, von Dänemark nach Norwegen transportiert er Haschisch. Mit seinen Kumpels hat er einen Autounfall gebaut. Sie sind in einen Elch gefahren. Masu wähnte seine zwei Mitstreiter Bashir und Simon tot und machte sich mit der Tasche voller Geld davon.
Inspiriert von den Coen-Brüdern
«Ich hatte von allem die Nase voll. Ich dachte: Du brauchst Abenteuer.» So erklärt Martin gegenüber Masu sein Aussteigen. Ihn ihm findet er einen neuen Gefährten. Beide sind auf der Flucht, denn sowohl Martin wie Masu ist die örtliche Polizei unter der Leitung von Øyvind (Bjørn Sundquist) auf den Fersen. Die Gesetzeshüter erweisen sich gelegentlich als tölpelhaft. Martin und Masu besuchen ein «authentisches» Wikingerdorf, dessen Chef allerdings ein Elektroauto fährt und ein iPhone 6 besitzt. Am Foodstand der Wikingerfrau kann man mit den einschlägigen Kreditkarten bezahlen.
Als die Flucht ein Ende nimmt, findet Anne ihren Ehemann wieder. Und Masus Kumpel sind inzwischen auch vor Ort. Im Film hält sich die Gewalt zu Beginn in Grenzen, bis es zum Schluss für die einen oder anderen tödlich ausgeht. Regisseur Daneskov gibt offen zu, dass er sich für «Wild Men» von «Fargo» der Coen-Brüder hat inspirieren lassen. So verschränkt sich auch hier die Komödie mit dem Krimi, und blutige Szenen sind mit schwarzem Humor etwas abgefedert.
Wild Men
Regie: Thomas Daneskov
Dänemark 2021, 103 Minuten
Ab Do, 24.3., im Kino