Film «L’incroyable histoire du facteur Cheval»
Nach einer wahren Begebenheit erzählt der französische Regisseur Nils Tavernier in seinem Film die Geschichte des Postboten Cheval, der einen wundersamen Palast erschuf.
Inhalt
Kulturtipp 15/2019
Letzte Aktualisierung:
15.07.2019
Diese Geschichte bietet Stoff für die Kino-Leinwand: Der Postbote Ferdinand Cheval (1836–1924) aus Hauterives entdeckt auf einer seiner Post-Routen entlang der Drôme im Südosten Frankreichs einen besonders geformten Stein. Fortan sammelt er auf seinen 32 Kilometer langen Touren Steine, um daraus einen Palast für seine Tochter Alice zu bauen – inspiriert von der Natur, seinen Träumen, von Bildern aus Zeitschriften und von Postkarten aus fernöstlichen ...
Diese Geschichte bietet Stoff für die Kino-Leinwand: Der Postbote Ferdinand Cheval (1836–1924) aus Hauterives entdeckt auf einer seiner Post-Routen entlang der Drôme im Südosten Frankreichs einen besonders geformten Stein. Fortan sammelt er auf seinen 32 Kilometer langen Touren Steine, um daraus einen Palast für seine Tochter Alice zu bauen – inspiriert von der Natur, seinen Träumen, von Bildern aus Zeitschriften und von Postkarten aus fernöstlichen Ländern. Ganze 33 Jahre – 93 000 Stunden – baut der Autodidakt an seinem architektonischen Traum und lässt sich nicht von den Dörflern abbringen, die ihn für einen Spinner halten: Lustvoll kombiniert er verschiedene Baustile, östliche und westliche Einflüsse, lässt aus Steinen, Kieseln und Muscheln ein wundersames Werk entstehen. Nach seinem Tod wird der 13 Meter hohe «Palais idéale» zur Pilgerstätte für Künstler des Surrealismus. Max Ernst, André Breton oder Pablo Picasso waren da, später Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle. Heute besuchen jährlich rund 150 000 Menschen den Bau, der als naive Kunst gilt.
Ein sturköpfiger Eigenbrötler
Regisseur Nils Tavernier nähert sich diesem ungewöhnlichen Menschen im Film «L’incroyable histoire du facteur Cheval» mit viel Melodramatik und nicht ganz kitschfrei: Er zeichnet Cheval (Jacques Gamblin) als sturköpfigen, wortkargen Einzelgänger, der Angst hat vor Menschen. Durch seine Kunst und die Liebe zu seiner zweiten Frau Philomène (Laetitia Casta) reift er zu einem selbstbewussteren Menschen heran. «Ich war nicht für diese Welt gemacht. Ohne dich hätte ich sie nicht ertragen», sagt der Schweigsame seiner Frau in einem seltenen Moment, in dem er Zärtlichkeit geben kann. Für seinen Traum verausgabt er sich bis zur Erschöpfung. «Um an sein Ziel zu gelangen, muss man hartnäckig sein», meisselt er in seinen Tempel ein. Ein Film mit prächtigen Landschaftsbildern, der dazu anregt, die eigenen verrückten Träume zu verwirklichen. Ein wenig mehr surrealistischer Witz hätte Taverniers konventionell gestaltetem Werk aber gut getan.
L’incroyable histoire du facteur Cheval
Regie: Nils Tavernier
Ab Do, 18.7., im Kino