Film - Liebe eines ungleichen Paars
Eine neue Liebe, die sich in seinem Umfeld bewähren muss: Der französische Autor David Foenkinos hat mit Bruder Stéphane seinen Roman «La Délicatesse» verfilmt.
Inhalt
Kulturtipp 15/2012
Urs Hangartner
Das Glück könnte nicht grösser sein für Nathalie (Audrey Tautou) und François (Pio Marmaï): Sie sind jung, schwer ineinander verliebt und heiraten. Nathalie kann ihren Job als Platzanweiserin im Theater aufgeben und eine lukrative Stelle in der Pariser Filiale eines schwedischen Unternehmens übernehmen. Bis das Schicksal jäh zuschlägt: François verunfallt beim Joggen tödlich.
Die junge Witwe trauert drei Jahre, verschliesst...
Das Glück könnte nicht grösser sein für Nathalie (Audrey Tautou) und François (Pio Marmaï): Sie sind jung, schwer ineinander verliebt und heiraten. Nathalie kann ihren Job als Platzanweiserin im Theater aufgeben und eine lukrative Stelle in der Pariser Filiale eines schwedischen Unternehmens übernehmen. Bis das Schicksal jäh zuschlägt: François verunfallt beim Joggen tödlich.
Die junge Witwe trauert drei Jahre, verschliesst sich gegenüber ihrer Mitwelt. Immerhin erhält sie im Betrieb eine Kaderstelle. «Ich will keine Schonung, überhäufen Sie mich mit Arbeit», erklärt sie ihrem Chef. Sie wird Teamleiterin, in deren Büro sich die Mitarbeiter mit ihren Dossiers regelmässig zu Sitzungen einfinden.
Zurück im Leben
Was diese Firma produziert oder welche Dienstleistungen sie anbietet – es bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis. Kein Geheimnis bleibt, dass Nathalies Vorgesetzter Charles (Bruno Todeschini) ihr Avancen macht. Freilich ohne Erfolg. Nathalies Position ist klar: «Vielleicht kann ich nie mehr eine Beziehung eingehen, aber falls doch, dann sicher nicht mir dir.»
Nathalie wird zurück ins Leben finden und zu einer neuen Liebe. Noch ist das allerdings zweifelhaft, als sie im Büro unvermittelt ihren schwedischen Mitarbeiter Markus (François Damiens) küsst. Dieser interpretiert das Geschehene zwar entsprechend, doch sie will von nichts mehr etwas wissen. Vorerst. Bis man zusammen ins Theater geht und durchs nächtlichen Paris schlendert. Markus hat dabei eine schöne Sentenz parat: «Es ist, wie wenn Liechtenstein mit den USA spazieren ginge.» Wobei er Liechtenstein wäre.
Denn Markus scheint so gar nicht zu ihr zu passen, zur ungemein attraktiven Frau. Das findet auch Nathalies Freundeskreis. Markus ist der Typ «graue Maus», buchstäblich bezüglich der Farbe seiner altertümlichen Schweden-Pullis. Es scheint, als habe er sich an die muffelige Ausstattung der Firma im angestaubten 1960er-Jahre-Stil angepasst. Leicht altmodisch auch Markus’ Sprache, wenn er ihr einmal gesteht: «Ich bewundere Ihr Haar. Ich könnte darin Ferien machen.»
Bewährungsprobe
So hat sich das ungleiche Paar mit seiner Liebe gegenüber einer missgünstigen Mitwelt zu bewähren. Kein leichter Weg wartet auf die beiden. Reinigende Klärung bietet eine Fahrt von Nathalie und Markus nach Montgeroult im nördlichen Département Val-d’Oise. Es ist der Ort, wo sie und der verstorbene François aufgewachsen sind. Jetzt besucht sie mit ihrer neuen Liebe die Grossmutter.
Die Brüder David und Stéphane Foenkinos haben gemeinsam die Regie übernommen bei der Adaption des Romans aus dem Jahr 2009. Die beiden Spielfilmdebütanten garantieren so aus naheliegenden Gründen eine Treue der Bilder zum Geist des Buches.