FILM Leichen pflastern den Weg
Bieder und böse: Die schwarze Komödie «Sightseers» begleitet ein Paar, das auf einer Campingtour im Norden Englands aus nichtigem Anlass mordet. Etwas für Menschen, die Makabres mögen.
Inhalt
Kulturtipp 05/2013
Urs Hangartner
Die Bilanz des Schreckens weist nach sieben Tagen, beziehungsweise 95 Filmminuten insgesamt sieben Tote aus. Trotz Mord und Totschlag: Regisseur Ben Wheatley hat eine Komödie gedreht. Und sie ist very British – mit viel schwarzem Humor. Die beiden Bühnen- und TV-Comedians Alice Lowe und Steve Oram spielen die frisch Verliebten. Das Duo hat auch das Drehbuch geschrieben.
Chris und Tina sind im regnerischen Norden Englands mit Volvo und Wohnwagen eine Woche lang unterwegs.&...
Die Bilanz des Schreckens weist nach sieben Tagen, beziehungsweise 95 Filmminuten insgesamt sieben Tote aus. Trotz Mord und Totschlag: Regisseur Ben Wheatley hat eine Komödie gedreht. Und sie ist very British – mit viel schwarzem Humor. Die beiden Bühnen- und TV-Comedians Alice Lowe und Steve Oram spielen die frisch Verliebten. Das Duo hat auch das Drehbuch geschrieben.
Chris und Tina sind im regnerischen Norden Englands mit Volvo und Wohnwagen eine Woche lang unterwegs. Fein säuberlich hat Chris auf der Landkarte im Voraus geplant, wohin es gehen soll: Höhlen, Tram- und Bleistift-Museum, Steinkreise, Kloster, noch mehr Höhlen. So weit, so bieder, möchte man meinen. Aber Chris und Tina sind Bünzlis der pathologischen Art.
Ultimativ böse
Er mordet zuerst. Wer nervt, muss dran glauben. Bis auch sie auf den Geschmack kommt. Nichtige Anlässe können für die Betroffenen das Todesurteil bedeuten: Cornet-Glacé-Papier auf den Boden werfen, schon zwei Bücher publiziert haben, beim nationalen Kulturgut das Wegräumen von Hundekot verlangen, als Braut beim Polterabend etwas Spass haben, gemütlich joggen. Die Mordmotive des Duos: Neid, Missgunst, Eifersucht – oder gar nichts. Einfach so meucheln, grundlos aus einer Laune heraus.
Der Film erzählt, wie die Leichen den Weg von Chris und Tina pflastern. Das Wetter im Norden England, fast durchgehend regnerisch und also alles andere als ferientypisch, widerspiegelt die Tristesse von Chris und Tina als im Grunde verstockte, nur schein-aufgestellte Charaktere, die zum ultimativ Bösen fähig sind.
Wer Morbid-Makabres mit einem tüchtigen Schuss Komik mag, ist mit «Sightseers» gut bedient. Übrigens: «Sightseers» gabs zuerst auf der Bühne, dann als Pilotsendung fürs Fernsehen. Sämtliche englischen TV-Verantwortlichen lehnten das Angebot allerdings dankend ab. Ihr Befund: «Zu düster.» Stimmt gar nicht.