Film: Leben am Rand
Im Langfilmdebüt «Marija» des Schweizer Regisseurs Michael Koch hält eine junge Arbeitsimmigrantin in Deutschland an ihrer Hoffnung auf ein besseres Leben fest.
Inhalt
Kulturtipp 05/2017
Letzte Aktualisierung:
20.02.2017
Urs Hangartner
Sie sind aus dem Ausland nach Deutschland gekommen, arbeiten ganz unten und stehen gesellschaftlich am Rande. Marija (grossartig: Margarita Breitkreiz) ist eine von ihnen. Sie putzt in einem Dortmunder Hotel. Eine türkische Mitarbeiterin verpetzt sie, als Marija ein Paar Ohrringe mitgehen lässt. Folge: fristlose Kündigung. Mit ihrer Wohnungsmiete ist sie im Rückstand; für eine «Gefälligkeit» lässt der in allerlei dubiose Geschäfte verwi...
Sie sind aus dem Ausland nach Deutschland gekommen, arbeiten ganz unten und stehen gesellschaftlich am Rande. Marija (grossartig: Margarita Breitkreiz) ist eine von ihnen. Sie putzt in einem Dortmunder Hotel. Eine türkische Mitarbeiterin verpetzt sie, als Marija ein Paar Ohrringe mitgehen lässt. Folge: fristlose Kündigung. Mit ihrer Wohnungsmiete ist sie im Rückstand; für eine «Gefälligkeit» lässt der in allerlei dubiose Geschäfte verwickelte Vermieter Cem (Sahin Eryilmaz) mit sich reden. Marija, die aus der Ukraine stammt, gibt sich mal als Ungarin, mal als Französin aus. Es hilft, dass sie als Übersetzerin bei einer Businessverhandlung von Cems Kumpel Georg (Georg Friedrich) auf der Baustelle die russische Gegenpartei versteht, ohne sich als Russischsprechende erkennen zu geben. Mit Georg, einem windigen Geschäftemacher, scheint es gut zu gehen, mehr als nur geschäftlich. Sie bringt es auf der Baustelle zu einer Art Führungsfunktion als Disponentin – allerdings von Schwarzarbeitern. Wieso sie denn keinen normalen Job ausüben wolle, fragt Olga ihre Freundin Marija. – «Weil ich mich nicht ausnutzen lassen will.»
Erfüllung eines lang gehegten Traumes
Nach einer Razzia kommt Georg hinter Gitter. Das viele Geld für die Arbeitsvermittlungsdienste hatten er und Marija im Keller versteckt. Einen Teil verschenkt sie ihrer Freundin Olga, ein schöner Rest soll ihr den lang gehegten Traum wahrmachen: ein Coiffeursalon. Cem, der mehr von Marija wollte, wirft sie definitiv aus der Wohnung. Und Georg ist, als er aus dem Knast kommt, sauer: «Bist du bescheuert? Doch nicht für diesen beschissenen Laden.»
Marija, die vieles einstecken musste, ist ihren Weg konsequent gegangen. Sie gibt die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf. Sie findet zu Stolz und Würde, realisiert ihren Traum. Die letzten Bilder zeigen sie bei der Arbeit: Marija ist in ihrem eigenen kleinen Geschäft angekommen.
Marija
Regie: Michael Koch
Ab Do, 2.3., im Kino