Film «La vache»: Beschwingtes Abenteuer
Heiteres Roadmovie mit Kuh: Ein algerischer Bauer verwirklicht in «La vache» von Regisseur Mohamed Hamidi seinen Traum im fernen Frankreich.
Inhalt
Kulturtipp 15/2016
Letzte Aktualisierung:
13.07.2016
Urs Hangartner
Beim Wässern seiner Salatbeete hat er stets ein fröhliches Lied auf den Lippen. Der algerische Bauer Fatah (Fatsah Buyahmed) liebt französische Chansons wie «Joe le taxi» von Vanessa Paradis. Sein grösster Traum ist es, einmal an der Landwirtschaftsmesse in Paris teilzunehmen – und es klappt tatsächlich. Fatah wird eingeladen, die Reisekosten muss er allerdings selber übernehmen. So macht er sich auf den gut 2000 Kilometer langen Weg zusammen mi...
Beim Wässern seiner Salatbeete hat er stets ein fröhliches Lied auf den Lippen. Der algerische Bauer Fatah (Fatsah Buyahmed) liebt französische Chansons wie «Joe le taxi» von Vanessa Paradis. Sein grösster Traum ist es, einmal an der Landwirtschaftsmesse in Paris teilzunehmen – und es klappt tatsächlich. Fatah wird eingeladen, die Reisekosten muss er allerdings selber übernehmen. So macht er sich auf den gut 2000 Kilometer langen Weg zusammen mit der zu prämierenden Kuh Jacqueline.
Er begibt sich auf eine Abenteuerreise vom Dorf via Fähre übers Mittelmeer und zu Fuss von Marseille bis Paris. Bauer Fatah erlebt schöne interkulturelle Begegnungen und gerät schon mal in die Bredouille. Jacqueline bleibt im Schlamm eines Teichs stecken und kann nur knapp dem Transport ins Schlachthaus entkommen. Er muss gar kurz ins Gefängnis. Doch immer hält er den Kopf in die Höhe, lässt sich durch nichts unterkriegen. Ein Mann mit Kuh geht seinen Weg.
Mit lüpfigem Sound
An einem Dorffest kommt er in Fahrt. Er feiert mit einer Magier-Truppe zusammen, singt souverän mit der Live-Band eine französische Version von «I Will Survive» – und bechert. Es sei kein Alkohol, nur Schnaps, beruhigen ihn die andern. Und schon kursieren inkriminierende Fotos des betrunkenen Bauern Fatah in seinem Heimatdorf. Als er unfreiwillig in eine Bauern-Demo gerät, weckt er die Aufmerksamkeit des Fernsehens. Der Algerier wird in Frankreich zum Internet-Star und Medien-Hype. Sein Entschuldigungsspruch «Das war nicht ich, der Schnaps war schuld» erreicht Kultstatus.
Am Ende könnte es knapp werden, um rechtzeitig in Paris zur Messe und Kuh-Jurierung einzutreffen. Aber alles kommt gut in diesem Wohlfühl-Roadmovie, einem schönen Beispiel für heiter-beschwingtes, komisches Sommerkino aus Frankreich.
Der lüpfige, an Balkan-Brass gemahnende Worldjazz-Soundtrack stammt vom bekannten französisch-libanesischen Komponisten Ibrahim Maalouf.
La vache
Regie: Mohamed Hamidi
Ab Do, 14.7., im Kino