Sie kennen sich seit der Landwirtschaftsschule. Er nennt sie heute noch gerne nach dem Kosenamen, den er ihr damals gab – «kleine Schäferin». Brigitte (Isabelle Huppert) und Xavier (Jean-Pierre Darroussin) bewirtschaften ihren Hof in der Normandie gemeinsam. Er ist mehrfach preisgekrönter Viehzüchter mit stattlicher Medaillensammlung an der Wand. Die Kinder sind aus dem Haus, Sohn Grégoire besucht die Zirkusschule in Paris und kommt manchmal noch vorbei.
Alles scheint idyllisch und im Lot. Aber der Trott hat sich ins Leben der beiden eingeschlichen. Irgendwie ist es immer die gleiche Leier («ritournelle»). Etwas Abwechslung bringt eines Abends die Party im ansonsten leer stehenden Haus auf dem Nachbargrundstück. Junge Menschen aus der Stadt feiern einen Geburtstag. Brigitte ist auch eingeladen und lernt dabei den jungen Stan (Pio Marmaï) kennen, der in Paris als Kleiderverkäufer jobbt.
Reise in die Stadt
Unter dem Vorwand, beim Spezialisten in Paris Heilung für ihren Hautausschlag zu finden, reist Brigitte für zwei Tage in die grosse Stadt. «Zufällig» begegnet sie Stan. Doch so romantisch, wie sie es sich vielleicht vorgestellt hat, wird das Zusammensein mit ihm nicht. Ein Hotelgast zeigt sich da schon charmanter. Der dänische Zahnmediziner Jesper (Michael Nyqvist) ist zu einem Kongress angereist. Er hat freie Zeit, die er gerne mit Brigitte verbringen möchte.
Gatte Xavier kommt Brigitte inzwischen auf die Schliche, er reist ihr hinterher und beobachtet sie unbemerkt bei ihrer unbeschwerten Zeit in Paris. Er selber besucht eine Kunstausstellung im Musée d’Orsay. Wenn er schon mal da ist, kann er auch gleich Grégoire in der Schule besuchen.
Nicht ein Arzt kann schliesslich Brigittes Hautleiden heilen, dafür das Tote Meer. Grund genug, mal dahin zu fliegen, nach Israel – zu zweit. Mit wem, sei hier nicht verraten.
«La Ritournelle» zeigt nicht die grosse, existenzielle Lebenskrise. Vielmehr ist es beschwingtes, leicht melancholisches Kino über Sehnsucht und Ausbrechen-Wollen. Fein gespielt allemal.
La Ritournelle
Regie: Marc Fitoussi
Ab Do, 9.7., im Kino